Akteur

Kenzo Tange
* 1913 Shikoku 2005 Tokio

Der japanische Architekt, einer der letzten großen Vertreter der modernen Architektur des 20. Jahrhunderts, starb mit 91 Jahren

23. März 2005 - Ute Woltron
Am Dienstag starb in Tokio mit Kenzo Tange, einer der letzten großen Vertreter der modernen Architektur des 20. Jahrhunderts. Der Japaner, 1913 auf der Insel Shikoku geboren, hatte ab den 1940er-Jahren die traditionelle Formensprache seiner Heimatarchitektur als einer der ersten mit westlichen Einflüssen der Moderne meisterhaft kombiniert. Der Weltruf der zeitgenössischen japanischen Architektur baut bis heute nicht zuletzt auch auf Tanges ruhigem, reduzierten und stets höchst eleganten Stil auf.

Irgendwann in den 1930er-Jahren hatte er in einer Zeitschrift die Arbeiten von Le Corbusier erblickt und darauf hin beschlossen, Architekt zu werden. Konsequenter Weise arbeitete er nach seinem Studium in Tokio im Architekturbüro des ehemaligen Corbusier-Mitarbeiters Kunio Mayekawa. Als Vorbilder gab er später stets auch noch so unterschiedliche Künstlerpersönlichkeiten wie Walter Gropius und Michelangelo an.

Tange erbaute sich seinen Weltruhm bereits als sehr junger Architekt, als er 1946 den Masterplan für den Wiederaufbau des zerstörten Hiroshima lieferte und an jener Stelle, an der die Atombombe eingeschlagen war, 1949 ein Friedenszentrum errichtete.

Als weiteres Hauptwerk des Architekten gilt das Olympische Stadion für Tokio aus dem Jahr 1964, das von der internationalen Architekturkritik als eines der elegantesten und hervorragendsten Gebäude des 20. Jahrhunderts gehandelt wird.

Kenzo Tange etablierte ein weltumspannend aktives Architekturbüro. Er baute in 20 Ländern, so entstanden etwa ein Anbau an das Art Museum von Minneapolis, der Königspalast in Dschidda und ein Messezentrum für Bologna. Neben zahlreichen weiteren internationalen Auszeichnungen bekam er 1987 mit dem Pritzker Preis die prominenteste Architekturauszeichnung zugesprochen.

Tange war ein betont leiser, feiner Mann, der stets in korrektem Nadelstreif auftrat und überflüssige Worte verabscheute. Neben dem heute 97-jährigen Brasilianer Oscar Niemeyer war Tange der letzte noch lebende Pionier der Architektur der Moderne des 20. Jahrhunderts.

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