Akteur

Kenzo Tange
* 1913 Shikoku 2005 Tokio

Zum Tod des Architekten Kenzo Tange

Der japanische Architekt Kenzo Tange ist am Dienstag in Tokio einem Herzversagen erlegen. Der 91-Jährige wurde durch seine Bauten für die Olympischen Spiele 1964 in Tokyo weltweit bekannt.

23. März 2005 - Roman Hollenstein
Es waren die kühn geschwungenen Sporthallen der Olympischen Spiele von 1964 in Tokio, die den japanischen Architekten Kenzo Tange weltweit bekannt machten. In seiner Heimat aber galt der 1913 geborene Architekt - der im Büro von Kunio Maekawa früh schon mit den Ideen Le Corbusiers in Kontakt gekommen war - seit der Eröffnung des Friedenszentrums von Hiroshima im Jahre 1956 nicht nur als Star, sondern mehr noch als moralische Instanz. Denn er bemühte sich wie kein anderer um die architektonische Form der Demokratie. Neben skulpturalen Einzelbauten interessierten diesen toleranten Meister, unter dessen Fittichen eine Gruppe junger Rebellen um Arata Isozaki und Kisho Kurokawa den architektonischen Metabolismus entwickelte, seit den späten fünfziger Jahren auch urbanistische Studien. Das beweisen etwa die vieldiskutierte, von alten Tempelanlagen ebenso wie vom zellenartigen Wachstum des Metabolismus beeinflusste Utopie einer schwimmenden Stadt auf Pfählen in der Bucht von Tokio (1960) oder sein Masterplan für die Weltausstellung von 1970 in Osaka.

Das Streben nach einem Ausgleich zwischen abendländischer Architektur und einheimischer Baukunst führte Tange zu immer neuen Ausdrucksformen - und schliesslich zur Eroberung des Himmels. Noch im Alter von 75 Jahren entwarf er das heftig kritisierte, an die Doppelturmfassade von Notre-Dame erinnernde neue Rathaus von Tokio. Diesem nicht unproblematischen Spätwerk zum Trotz wurde Tange als Doyen der japanischen Architektur verehrt; und selbst heute berufen sich Vordenker wie Toyo Ito hinsichtlich der Annäherung neuster Bautechnologien an die Naturgefühle des Schintoismus noch immer auf ihn. Aber auch international wurde Tanges Schaffen - das von christlichen Gotteshäusern und arabischen Palästen bis zu Flughäfen und Universitäten reicht - stets mit Interesse verfolgt. Davon zeugt nicht zuletzt der Pritzker-Architekturpreis, den er 1987 als erster Japaner entgegennehmen durfte. Gestern Dienstag nun ist Kenzo Tange 91-jährig in Tokio einem Herzversagen erlegen.

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Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung

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