Musée du Louvre-Lens
Lens (F) - 2012
SANAA, IMREY CULBERT LP
Neue Zürcher Zeitung
1981 Master’s degree in architecture an der Japan Women’s University
1981 – 1987 Mitarbeit im Büro Toyo Ito & Partner
1987 Gründung eines eigenen Architekturbüros
Seit 1995 Büro „SANAA“ mit Ryue Nishizawa in Tokio
Seit 2001 Professur an der Keio University, Tokio
Lens (F) - 2012
SANAA, IMREY CULBERT LP
Neue Zürcher Zeitung
London (GB) - 2009
SANAA
Neue Zürcher Zeitung
Lausanne (CH) - 2009
SANAA
newroom
New York (USA) - 2007
SANAA
Neue Zürcher Zeitung
Neubau, Almere (NL) - 2007
SANAA
newroom
Basel (CH) - 2006
SANAA
Neue Zürcher Zeitung
Neubau, Toledo (USA) - 2006
SANAA
newroom
Naoshima (J) - 2006
SANAA
newroom
Ishikawa (J) - 2004
SANAA
newroom
Tokyo (J) - 2003
SANAA
newroom
Gifu (J) - 2002
mit Elizabeth Diller, Arata Isozaki, Akiko Takahashi, Christine Hawley
NZZ-Folio
Nagano (J) - 1999
SANAA
newroom
Der Begriff „Nachhaltigkeit“ wurde in den letzten Jahren bis zur Bedeutungslosigkeit missbraucht. Die japanische Pritzkerpreisträgerin Kazuyo Sejima, die ab Herbst Professorin an der Universität für angewandte Kunst in Wien sein wird, achtet mit ihren Bauten die Umwelt aber auf ganz eigene Weise, wie sie im Interview erklärt.
Seit 1995 leitet Kazuyo Sejima mit ihrem Partner Ryue Nishizawa das Büro SANAA. 2010 wurde ihnen gemeinsam der Pritzkerpreis verliehen. Ihre Bauten wie das Museum des 21. Jahrhunderts in Kanazawa, das New Museum in New York oder die kleinen Kunsträume, die sie in einem Langzeitprojekt auf der Insel Inujima verteilt, zeichnen sich durch Helligkeit und Leichtigkeit aus und scheinen manchmal ganz in der Landschaft verschwinden zu wollen.
Diese Woche war Kazuyo Sejima als Ehrenpräsidentin der Jury des Blue Award in Wien. Der dieses Jahr zum vierten Mal vergebene, von der TU Wien ausgeschriebene internationale Studentenwettbewerb zeichnet Beiträge zur Nachhaltigkeit in Architektur und Stadtplanung aus, der Gewinner des Blue Award 2016 wird im August bekanntgegeben. Mit dem Standard sprach Kazuyo Sejima, die ab Herbst eine ordentliche Professur an der Wiener Universität für angewandte Kunst antreten wird, über die japanische Art des nachhaltigen Bauens und die Harmonie von Haus und Umgebung.
Standard: In den letzten Jahren hat die japanische Architektur mit winzigen, aber revolutionären Einzelhäusern Aufsehen erregt, die von innen viel größer wirken als von außen und oft ohne abgeschlossene Zimmer auskommen. Andererseits ist das Einfamilienhaus nicht die nachhaltigste aller Bauformen. Ein Widerspruch?
Sejima: Aus europäischer Sicht mag das stimmen. Aber so einfach ist es nicht. In Japan gab es schon immer ein Gleichgewicht zwischen dem Haus und seinen Ressourcen. Wir benützen leichte Materialien, die einfach zu transportieren sind. Wenn die Lebensspanne eines Hauses endet, lassen sie sich gut recyclen. Die Wände sind sehr dünn, weil wir kaum Wärmedämmung benützen. Das schwüle Sommerklima in Japan erfordert gute Belüftung. Hier in Europa bauen Sie in den Häusern schwere Türen ein – wie diese hier! (deutet zur Tür). Eine solche Tür finden Sie in Japan fast nirgends. Unsere Gebäude sind nicht luftdicht. Das heißt: Wir denken auf ganz andere Weise über Umwelt und Energie nach.
Standard: Ihre Häuser auf der Insel Inujima verwenden traditionelle Holzkonstruktionen. Spielt der Holzbau eine Rolle in Japan?
Sejima: In der Edo-Periode wurde in Japan noch überall mit Holz gebaut. Dann brannten die Häuser alle zehn Jahre ab und wurden wieder aufgebaut. Die Wirtschaft hat also vom Feuer profitiert. Heute produzieren viele japanische Firmen von der Regierung subventionierte Häuser, die 100 Jahre halten sollen. Das sind aber keine Holzhäuser mehr.
Standard: Ist für nachhaltiges Bauen Hightech oder Lowtech der bessere Ansatz?
Sejima: Das ist schwierig zu trennen. Was wir heute Hightech nennen, ist in ein paar Jahren schon wieder veraltet. Wir sollten über Technologien nachdenken, aber uns dabei immer der Zeit bewusst sein, in der wir leben.
Standard: 2010 waren Sie Direktorin der Architekturbiennale Venedig, deren Motto „People meet in architecture“. Wie wichtig ist der menschliche Faktor für nachhaltige Architektur?
Sejima: Es ist wichtig, die Nachhaltigkeit aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten – etwa ökologische und kulturelle Aspekte, aber auch das Verhältnis des eigenen Körpers zum Raum ist. Was den menschlichen Faktor betrifft: Früher war Japan gesellschaftlich sehr homogen, es gab wenige ganz Reiche und wenige ganz Arme. Heute geht die Schere auseinander. Aber es gibt positive Entwicklungen: Ältere japanische Ehepaare, die nach dem Auszug ihrer Kinder allein wohnen, fangen an, arme Kinder zu sich einzuladen, um zusammen zu essen.
Standard: Ihre Herangehensweise an Architektur ist von der Suche nach der Harmonie zwischen Gebäude und Umgebung geprägt. Wie erreicht man diese Harmonie?
Sejima: Dabei sind vor allem zwei Dinge zu beachten: erstens die Beziehung zwischen innen und außen. Ich will keine schwarzen Kisten bauen, bei denen sich niemand vorstellen kann, was drinnen passiert, und die Leute drinnen nicht registrieren, was draußen passiert; zweitens die Bewegung durch den Raum. Erst wenn man ein Gebäude durchwandert, versteht man es, sowohl in seiner Funktion als auch in seiner Gestalt als Ganzes.
Standard: Wie in Ihrem 2010 fertiggestellten Rolex Learning Center der Polytechnischen Hochschule in Lausanne, das als riesiges, offenes Raumkontinuum zum Wandern, Sitzen, Liegen und Schauen einlädt.
Sejima: Genau. Aber seitdem hat sich unsere Architektur wieder verändert. Heute denken wir mehr über das Verhältnis zwischen Gebäude und Umgebung nach. Zuerst schauen wir uns diese Umgebung ganz genau an, dann überlegen wir uns, in welcher Beziehung zur Außenwelt jeder einzelne Innenraum stehen soll – ob er auf ein Nachbargebäude, einen Baum oder einen Hof schaut. Irgendwann begannen wir, unsere Gebäude in einzelne kleinere Volumen aufzuteilen, damit jeder Raum ganz für sich mit seiner Umgebung kommunizieren kann.
Standard: Wie zeigt sich das?
Sejima: Zum Beispiel bei unserem Nishinoyama-Projekt in Kioto. Es ist ein Haus für zehn Familien, wir wollten aber nicht einfach zehn Einzelhäuser bauen. Also haben wir zuerst eine Variante entworfen, in dem wir jedes Zimmer zu einem Haus machten. Das ergab 70 Häuser – das passte aber nicht mehr zur Nachbarbebauung. Jetzt sind es 21 Dächer, unter denen sich die Zimmer und Innenhöfe frei verteilen.
Standard: Also ein Gebäude, das wie ein Dorf funktioniert?
Sejima: Könnte man sagen. Es hat aber auch mit der Stadt zu tun: Die traditionellen Häuser in Kioto haben alle Innenhöfe. Eine sehr besondere Raumerfahrung! Das wollten wir bei unserem Projekt wieder aufgreifen.
Standard: Das heißt, alle Ihre Bauten sind stark mit dem Ort verflochten, an dem sie stehen. Andere Architekten, etwa Ihr Landsmann Shigeru Ban, der Leichtbaukonstruktionen für Notunterkünfte konzipiert, bauen Prototypen, die überall stehen können. Könnten Sie sich vorstellen, ein Haus zu entwerfen, das überall stehen könnte?
Sejima: Ich habe gerade einen Expresszug entworfen, dessen Außenhaut die Landschaft reflektiert. Eine sehr spezielle Aufgabe, denn ein Zug ist etwas anderes als ein Auto. Autotypen werden in Stückzahlen von Zehn- oder Hunderttausenden produziert, einen Zugtyp gibt es vielleicht 20- oder 30-mal. Das bietet die Möglichkeit, auch handwerkliche Details zu integrieren. Ein Stück Architektur gibt es immer genau ein Mal. Allerdings gibt es vor allem in Tokio viele Bauten, die wie ein Zug oder ein Auto entworfen wurden – als anonyme Serienprodukte. Prototypen sind sinnvoll, aber es müssen gute Prototypen sein.
Standard: Anders als bei vielen anderen Stararchitekten betonen Ihre Bauten das Horizontale. Übt ein Wolkenkratzer keinen Reiz für Sie aus?
Sejima: Das New Museum in Manhattan ist zumindest ein Hochhaus! Ein Wolkenkratzer wäre sicher eine spannende Aufgabe, aber beurteilen kann ich das nur, wenn ich den Ort und die Funktion weiß. Ansonsten ist es nur eine abstrakte Idee, und das ist nicht die Art, wie ich über Architektur nachdenke.
Standard: Im Herbst werden Sie Ihre ordentliche Professur an der Universität für angewandte Kunst übernehmen. Welche Architektur-Denkweise werden Sie den Studenten vermitteln?
Sejima: Ich möchte als Lehrerin die Rolle der Architekten in der heutigen Zeit überdenken, und mit den Studenten eine Zukunft für die Architektur und für unsere Städte erschaffen. Ich bin froh, diese Gelegenheit zu haben.
Die japanische Architektin und Pritzker-Preis-Trägerin Kazuyo Sejima leitete letztes Jahr die Architektur-Biennale in Venedig. Jetzt war sie in Wien und gab eines ihrer seltenen Interviews.
STANDARD: Sie gelten als medienscheu und lehnen fast alle Interviews ab. Warum eigentlich?
Sejima: Mein Englisch ist nicht sehr gut. Das führt manchmal zu Missverständnissen. Lieber lasse ich meine Gebäude für sich sprechen. Da gibt es keine Missverständnisse.
STANDARD: Und was sagen Ihre Gebäude?
Sejima: Sie sagen sehr wenig. Der Raum dient in erster Linie dazu, die Natur und das Licht sprechen zu lassen.
STANDARD: Warum ist alles weiß?
Sejima: Unsere Häuser sind nicht immer weiß. Aber oft. Als ich jung war, habe ich manchmal mit sehr grellen Farben gearbeitet. Meine ersten Bauten waren gelb und blau. Mit der Zeit beginnt man, sich zu reduzieren und zum Einfachen zu streben. Es geht um die Essenz.
STANDARD: Was wären Ihre Gebäude ohne Weiß?
Sejima: Sie wären durchsichtig und unsichtbar.
STANDARD: Letztes Jahr wurde Ihnen der Pritzker-Preis verliehen. Hat sich seit damals etwas verändert?
Sejima: In den ersten Monaten nach der Preisverleihung war alles beim Alten. Wir haben an Wettbewerben teilgenommen, wir haben gewonnen, wir haben gebaut. Doch in letzter Zeit erkennen wir, dass wir nicht mehr ausschließlich auf Wettbewerbe angewiesen sind. Plötzlich gibt es auch Direktaufträge, und wir müssen nicht mehr um jeden Auftrag kämpfen. Das macht das Leben angenehmer.
STANDARD: Im gleichen Jahr wurden Sie zur Direktorin der Architektur-Biennale in Venedig bestellt. Es heißt, Sie hätten am Anfang gezögert.
Sejima: Um ehrlich zu sein: Ich habe Angst gehabt. Als ich angerufen und gefragt wurde, ob ich die Architektur-Biennale in Venedig leiten will, dachte ich mir: Das ist absolut unmöglich! Im Rückblick betrachtet, war die Arbeit für die Biennale eine großartige Möglichkeit, einen Überblick über die zeitgenössische Architekturszene zu gewinnen. Wissen Sie, als Architektin arbeitet man sich von einem Projekt zum nächsten, und der Blick ist sehr eng. Im Alltag fehlt meistens die Luft, um in die Welt hinauszublicken.
STANDARD: Und? Was haben Sie bei diesem Blick in die Welt gesehen?
Sejima: Am tollsten war für mich, dass ich mich mit den vielen jungen Büros in Japan auseinandersetzen musste. Da gibt es spannende Tendenzen. In der Informationsgesellschaft hat man sonst nur mit Stararchitekten zu tun. Das ist langweilig.
STANDARD: Das von Ihnen kreierte Motto lautete „People meet in architecture“. Sind Sie mit den Ergebnissen zufrieden?
Sejima: Ja, sehr sogar. Architektur als Treffpunkt für Menschen - das sollte eigentlich selbstverständlich sein. Leider ist das oft nicht der Fall. Vor allem in Japan wird oft jeder Quadratmeter mit Funktionen belegt. Alles ist vordefiniert. Für die Menschen bleibt kein Platz. Mit meinem Motto wollte ich das wieder in Erinnerung rufen.
STANDARD: In Ihren eigenen Projekten gehen Sie mit dem Raum manchmal sehr verschwenderisch um. Kostet das mehr?
Sejima: Nein. Es gibt ein Geheimnis: Wir investieren das meiste Geld in die Struktur und somit in die größendefinierende Komponente. Die Oberfläche bleibt meistens roh. Auf diese Weise können wir bei den Materialien viel Geld sparen. Im Rolex Learning Center in Lausanne haben wir uns auf diesen großen, fließenden Raum konzentriert. Und am Ende haben wir einfach nur einen billigen Teppichboden reingelegt, weil wir sonst das Budget überschritten hätten. Eine Universität mit Teppich, wo gibt es das schon!
STANDARD: Gibt es für Sie einen Unterschied, ob Sie in Japan, Europa oder Nordamerika bauen?
Sejima: Nicht prinzipiell. Aber wir passen uns - egal wo wir bauen - den lokalen Rohstoffpreisen an. In Deutschland beispielsweise ist Beton sehr billig. In Manhattan wiederum ist Beton fast unbezahlbar, doch dafür ist Stahl recht günstig. Wenn man diese Grenzen akzeptiert, dann kann man nicht nur günstig bauen, sondern auch den Lokalkolorit erhalten.
STANDARD: Gibt es ein Lieblingsmaterial?
Sejima: Glas ist ein schönes Material, weil es Konstruktion, Füllung und Haut in einem ist.
STANDARD: Und was ist mit Wärmedämmung? Was ist mit Überhitzung?
Sejima: Wir haben in Japan einen anderen Zugang zum Wohnen. Warum muss ein Zimmer im Sommer exakt 21 Grad haben? Und warum muss ein Zimmer im Winter ebenfalls exakt 21 Grad haben? Das ist unlogisch. In Japan verschließen wir uns nicht gegenüber der Natur und den Jahreszeiten. Wir leben nicht gegen sie, wir leben mit ihnen. Wenn es kalt ist, ziehen wir einen Pullover an. Ich verstehe nicht, warum das in anderen Ländern nicht funktioniert.
STANDARD: Dennoch sind die Heiz- und Kühlkosten in Glasgebäuden höher als in anderen.
Sejima: Ich gebe Ihnen recht. Die Projekte, die wir in Japan realisiert haben, sind meist recht energieintensiv. Das liegt daran, dass Strom in Japan sehr billig ist. Zu billig. Außerdem sind die Richtlinien in Japan nicht streng genug. Europa ist da schon viel weiter.
STANDARD: Hat sich der Umgang mit Energie seit Fukushima geändert?
Sejima: Ja, seit dem Erdbeben und dem Tsunami ist alles anders. Die Menschen beginnen plötzlich damit, sich mit Energiekonsum auseinanderzusetzen. Tokio ist nicht wiederzuerkennen. Vor Fukushima war die Stadt bunt und grell, heute ist sie schwarz und dunkel. Die Hälfte der Leuchtreklamen und Lichter ist verschwunden.
STANDARD: Gibt es auch schon Auswirkungen auf die Vorschriften und Richtlinien?
Sejima: Nein, noch nicht. Unsere Lehre aus Fukushima lautet: Jeder ist für sich selbst verantwortlich. Aus diesem Grund hat bei uns im Büro bereits ein Umdenken stattgefunden. Die Projekte von SANAA werden sich verändern.
STANDARD: Durch den Tsunami wurde auch die Insel Inu-Shima zerstört, auf der Sie viele kleine Galerien errichtet haben.
Sejima: Wir sind gerade mitten im Bau. Einige sind schon fertig, andere noch in Planung. Der Tsunami hat auf Inu-Shima 75 Prozent der Häuser zerstört. Und von den insgesamt 3000 Einwohnern sind 1000 ums Leben gekommen. Die Situation ist dramatisch. Unsere Galerien sind vom Tsunami unversehrt geblieben. Zum Glück. Denn auf diese Weise kommen Touristen und Kunstliebhaber auf die Insel. Auf diese Einnahmen sind die Menschen auf Inu-Shima dringend angewiesen.
STANDARD: Werden Sie das Projekt fortsetzen?
Sejima: Natürlich. Das Projekt ist jetzt wichtiger denn je.
STANDARD: Sie bauen derzeit die Museumsdependance des Louvre in Lens, Frankreich. Die Eröffnung ist für nächstes Jahr geplant. Was können wir erwarten?
Sejima: Der Louvre in Lens wird ohne große Gesten auskommen. Das ist ein stilles Gebäude, das seine Qualitäten erst auf den zweiten Blick entfalten wird. Das ist unsere Stärke.
STANDARD: Gibt es einen Traum für die Zukunft?
Sejima: Eines Tages will ich eine Volksschule bauen. Nirgendwo verbringen Kinder in diesem einprägsamen und lehrreichen Alter mehr Zeit als in der Schule. Das ist ein Umfeld, das das ganze Leben mitprägt. Leider ist man sich dessen in Japan nicht bewusst. Wenn ein Mord oder ein Selbstmord passiert, und das passiert leider viel zu oft, dann zuckt man mit den Achseln und sagt: Das ist so, das kann man nicht ändern. Doch, man kann! Man muss sich nur einen Ruck geben. Ich nehme meine Verantwortung als Architektin wahr und sage: Ich fange an, indem ich eine schöne und respektvolle Umwelt für die Kinder gestalten will.
STANDARD: Kann Architektur solche Katastrophen wirklich verhindern?
Sejima: Nicht verhindern! Aber minimal beeinflussen. Ein Tropfen auf den heißen Stein. Ich bin der Meinung: Jedes einzelne Mitglied der Gesellschaft muss sich mit seinen Kompetenzen einbringen, wenn es darum geht, die Gesellschaft von morgen zu formen. Diese Einstellung vermisse ich.
[ Kazuyo Sejima (55) leitet mit ihrem Partner Ryue Nishizawa das Büro SANAA. Die Tokioter Architektin erhielt letztes Jahr den Pritzker-Preis und war Direktorin der Architektur-Biennale 2010 in Venedig. Vor wenigen Tagen war sie im Rahmen der Mak-Vortragsreihe „Changing Architecture“ zu Besuch in Wien. ]