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Profil

Der führende Denkmalarchitekt des ehemaligen Vielvölkerstaates Jugoslawien, aber auch ein unkonventioneller Urbanologe, Essayist und Schriftsteller, der „baute, um schreiben zu können und schrieb, um bauen zu können“.

Zwischen 1951 und 1981 realisierte Bogdanović in vielen Teilen des ehemaligen Jugoslawiens über zwanzig Gedenkstätten für Opfer des Faschismus und für antifaschistische Kämpfer. Frei von ideologischen Insignien laden diese archaisch anmutenden architektonischen Ensembles zum kontemplativen Verweilen ein.

Bogdanovićs poetischer und dennoch pathosloser Umgang mit Stätten der Zerstörung fand vor allem in der berühmten Blume von Jasenovac, die an der Stelle eines ehemaligen Konzentrationslagers steht, seinen Niederschlag. Die Partisanennekropole in Mostar/Bosnien-Herzegowina sowie der Gedenkfriedhof für die Opfer des Faschismus in Sremska Mitrovica/Serbien zählen zu den wichtigsten dieser Gedenkstätten. „Was ich vermochte, war, auf archaische Formen zurückzugreifen. Ich war davon überzeugt, dass die Verständlichkeit der Symbole umso größer war, je tiefer die Semantik der Formen in die metahistorischen Schichten der menschlichen Phantasie hineinreichte.“ (aus: Der verdammte Baumeister)

Bogdan Bogdanović unterrichtete 35 Jahre lang an der Architektonischen Fakultät der Universität Belgrad und rief schon sehr früh das Unterrichtsfach Urbanologie ins Leben. Nicht bloß der Städtebau, auch und vor allem der Ursprung und die Metaphysik der Stadt standen dabei im Mittelpunkt. In den 70er Jahren ging er noch einen Schritt weiter und gründete die „Dorfschule für Philosophie der Architektur“ in der Nähe von Belgrad, wo er alternative Workshops und Kurse leitete und nicht zuletzt in diesem Zusammenhang als „Architekturesotheriker oder -philosoph“ bezeichnet werden kann.
Bogdanović wuchs in einem Haus auf, in dem das geschriebene Wort einen überaus hohen Stellenwert hatte. Er begann daher bald als Theoretiker zu arbeiten und schrieb eine Reihe von poetisch angehauchten Architekturbüchern. In seinem ersten Werk Der kleine Urbanismus aus dem Jahr 1958, stellte er die Persepektive des Einzelnen als Maßstab aller städtebaulichen Eingriffe dar. Es ging ihm generell um die Schaffung einer Architektur, die der Sprache entspringen würde: „Ich schrieb, um bauen zu können und baute, um schreiben zu können.“ Zu den ins Deutsche übersetzten Werken zählen u.a. Der verdammte Baumeister und Die grüne Schachtel.

Publikationen in nextroom dokumentiert

Vladimir Vuković: Bogdan Bogdanović, Das literarische Werk, Deutsch, Verlag Anton Pustet, Salzburg 2009, 232 S..
Bogdan Bogdanovic, Memoria und Utopie in Tito-Jugoslawien, Hrsg. Architekturzentrum Wien, Wieser Verlag, Klagenfurt 2009, 176 Seiten.
Reinhard Seiß: Architektur der Erinnerung, Die Denkmäler des Bogdan Bogdanović, Verlag Anton Pustet, Wien 2008.

Presseschau

Publikationen

2007

Die grüne Schachtel
Buch der Träume

Bevor der berühmte serbische Architekt, Schriftsteller und ehemalige Bürgermeister von Belgrad, Bogdan Bogdanovic, vor Slobodan Miloševic und seiner Gefolgschaft ins Exil fliehen musste, schrieb er über Jahre Botschaften und Briefe an sich selbst. Diese Papiere steckte er in eine mit dunkelgrüner
Autor: Bogdan Bogdanovic
Verlag: Paul Zsolnay Verlag

1997

Die Stadt und die Zukunft

An der Schwelle eines Milleniums spürt Bogdan Bogdanovic in mäandernder »Lektüre« den Millenien und Ge-Schichten der »Kulturform Stadt« nach, von den rituellen Städtegründungen im Altertum (urbs und mundus der Etrusker) bis zu den »Städten nach der Sintflut« am Balkan, der Wirkungsstätte des ehemaligen
Autor: Bogdan Bogdanovic
Verlag: Wieser Verlag

1994

Architektur der Erinnerung

Vier Jahrhunderte hielt sie: Am 9. November 1993 stürzte die Alte Brücke von Mostar in die Fluten der Neretva. Das steinerne Symbol für einen lebendigen Kulturbogen war, durch Granatenbeschuß, zerstört. Es ist ein Krieg gegen die Erinnerung. Ihrer Architektur, ihrer städtischen Innen- und Außenansicht,
Autor: Bogdan Bogdanovic
Verlag: Wieser Verlag

1993

Die Stadt und der Tod

Die Stadt ist der Kristallisationsort von Mythos und Logos, Ethnos und Demos, zivilisatorischer Entwicklung von Gesellschaften. So erweist sich in der Geschichte und heute, vom Rande Europas her, erneut die Zerstörung der Stadt als die Zerstörung des Gedächtnisses der Kultur, der Erinnerungen der Menschen,
Autor: Bogdan Bogdanovic, Matjaz Vipotnik, Klaus D. Olof
Verlag: Wieser Verlag