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Signalwirkung durch einen Ort der Wärme
Der Standard

Der Wettbewerb „Freiraum /01“ prämierte junge Ideen zum Thema „temporäre Architektur“. Den dritten Platz in der Kategorie „Young and hungry“ erreichten vier junge Studenten aus Linz mit einem Glühweinstand der etwas anderen Art.

27. April 2002
Ein Glühweinstand muss nicht aus Holz sein und die Anmutung einer Skihütte haben. Davon scheinen die Studenten Sabine Pohn-Malzner, Tobias Hagleitner, Peter Bieregger und Gunar Wilhelm ausgegangen zu sein, als sie im Rahmen des Entwurftrainings der Fachrichtung Architektur an der Universität für Gestaltung in Linz einen temporären Ort dieses Themas entwickeln sollten. Zweite Grundidee der kreativen Viererbande: Einen Glühweinstand verbindet man automatisch mit eisigen Temperaturen im Winter und der Möglichkeit, sich innen und außen aufzuwärmen, daher musste das Projekt deutlich als „Ort der Wärme“ konzipiert werden. Mit Signalwirkung für vorbeikommende Passanten.
Jeweils vier Kaminmantelsteine sollen zu einer Säule aufgestapelt werden. Sie sind, wie auch die Keramikdeckplatte, mit unterschiedlich großen Löchern versehen. In der Säule liegt ein Gitterrost, auf der Kohle zum Glühen gebracht wird. Die Löcher spenden somit Hitze und rotes Licht, können Menschen und Tassen warm halten, Glühwein kochen, sind aber auch als Aschenbecher für die Gäste geeignet.

Die Bar besteht aus mehreren dieser Säulen, die aufgrund ihrer Beweglichkeit den Stand auch in sich veränderbar machen. Das Dach soll eine Plane sein, von roten Lichtquellen beleuchtet, um auch hier ein Gefühl der Wärme zu suggerieren.

Die Signalwirkung für den Passanten? „Er wird durch einladendes rotes Licht auf diesen Ort aufmerksam, gleichzeitig spürt er den ungewohnt wohligen Luftzug der beheizten Glühsäulen und kann sich dem Duft des darauf erhitzten Glühweins nicht entziehen. Nach langwierigen Selbstversuchen wurde uns klar, dass die Dauer eines Glühweinstand-Besuchs wesentlich von der dort stattfindenden Kommunikation abhängt“, so die Linzer Studenten.

Die Entwürfe waren also schon da, wurden beim Architekturwettbewerb „Freiraum /01“ eingereicht und erhielten nun den dritten Platz in der Kategorie „Young and hungry“, an der nur Studenten teilnehmen durften, zuerkannt. Der Kommentar der Jury: „Haltestellen im öffentlichen Raum, die Licht, Wärme und Kühle spenden. Ein fröhliches Projekt mit seriösem Hintergrund. Eine Einrichtung zur Erfüllung persönlicher Wünsche und elementarer Bedürfnisse in Stadt und Landschaft, deren Realisierung jedem Bürgermeister, der wiedergewählt werden will, angeraten wird.“

Temporäre Architektur sei wichtig, um ein Stadtbild am Leben zu erhalten. Es sollten nicht nur in sich abgeschlossene Objekte wie Ausstellungshallen ermöglicht werden, meint etwa Peter Bieregger. Auch Veränderungen an anderen, Bauwerken wären wünschenswert. „Verändern macht eine Stadt aus.“ Dazu genüge schon ein Plakat an einer Häuserfassade.

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