Welchen Stellenwert hat temporäre Architektur in der Gegenwart?

Völker/Löper: Den größten Stellenwert haben temporäre Architekturen zur Zeit sicher noch im Bereich des Messe- und Ausstellungsbaues, weniger in der alltäglichen Architektur. Wir sehen aber in der mobilen und zeitgebunden Architektur ein Forum für neue Ansätze, einen Träger für neue Impulse in vielerlei Hinsicht. Speziell in der Baulücke wird sie zu einem Werkzeug für den modernen Stadtraum, der ständig neu interpretiert werden kann.

Könnten auch Wohnräume nicht nur Ausstellungsarchitektur etc. temporär gestaltet werden?

Völker/Löper: Wir leben in einer Zeit der ständigen Veränderung. Ein zunehmender Teil der Gesellschaft muss auf diesen Umstand mit hoher Flexibilität im Lebens- und Arbeitsrhythmus reagieren. Davon können natürlich auch die Wohnquartiere betroffen sein. Bauliche Infrastrukturen wären von Nöten, in die ich mich mit meinem mobilen, temporären Wohnraum einbringen kann. Ob jedoch auf die Fluktuation nur mit architektonischen Aufsätzen, die man nach Gebrauch in die Tasche steckt und mitnimmt, reagiert werden kann, bleibt die Frage.

Sie haben gemeint, Ihr Projekt „Zeitraum“ könnte auch Ruheraum im Straßenzug sein. Was bedeutet das?

Völker/Löper: Die Zeitspanne bis zur Realisierung eines Bauprojektes oder einer Entscheidung sollte sinnvoll überbrückt und so der Ort für die Menschen des Stadtquartiers nutzbar gemacht werden. Der Zeitraum lässt mit seinen Modulen, die auch jederzeit erweitert werden können, verschiedenste Konzepte zu, die den Strassenraum insgesamt attraktiver gestalten und die den Bedürfnissen der Bewohner entgegenkommen. Dabei kann durchaus das gesamte Volumen der Lücke ausgeschöpft werden, um eine Aufenthaltsqualität zu erzielen und den Menschen einen neuen öffentlichen Platz in der Stadt zu bieten. Die Konzepte reichen von Kunstinszenierungen und Ausstellungen über den Raum als Lichtskulptur bis hin zur Grünbox mit Rückzugsmöglichkeiten, dem öffentlichen Ruheraum.