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Retro-Futurismus mit Sinn
ORF.at

Mit einem Wettbewerb soll das Design für eine neue britische Antarktis-Station gefunden werden.

26. November 2004
Ein UFO in der Antarktis - diesen Anblick fand schon Kultregisseur John Carpenter im Science-Fiction-Thriller „Das Ding aus einer anderen Welt“ sehr ansprechend.

Jetzt könnten die Filmbilder Realität werden. Die britische Antarktis-Forschungsgesellschaft BAS (British Antarctic Survey) hat einen internationalen Architektenwettbewerb für die neue Forschungsstation „Halley VI“ ausgeschrieben.

„007“ im Eis

Die drei Entwürfe, die nun ins Finale gekommen sind, könnten mit ihrem retro-futuristischen Äußeren direkt einem James-Bond-Film entsprungen sein.

Das Science-Fiction-Design ist allerdings durchaus zweckdienlich. Dass die geplante Station in allen drei Entwürfen auf Beinen oder Stelzen steht, dient unter anderem etwa dazu, dass sie bei Schneestürmen nicht vollkommen eingeschneit wird. Außerdem lässt sie sich so leichter transportieren.

Wandernde Eiswüste

Die Forschungsbasis soll die derzeitige „Halley V“-Station ablösen und wird wie ihre Vorgängerin auf dem Brunt-Eisschelf an der Küste von Coats Land stehen.

Das Schelf ist 150 Meter dick und bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von 400 Metern pro Jahr vom Festland zur Küste, wo regelmäßig massive Eisberge abbrechen. Die bisherigen „Halley“-Basen - die Briten haben seit 1956 Stationen in der Antarktis - wanderten mit und sind innerhalb weniger Jahre im Eismeer verschwunden.

„Halley VI“ soll umgerechnet rund 27 Millionen Euro kosten und im November 2008 betriebsbereit sein. Im antarktischen „Sommer“ werden bis zu 60 Wissenschaftler dort mehrere Monate leben und arbeiten.

„Echte Innovation“

Der ungewöhnliche Wettbewerb wurde vom Royal Institute of British Architects (RIBA) organisiert. Teilgenommen haben aber nicht ausschließlich Architekten, sondern - um den harschen Lebensbedingungen im ewigen Eis technisch gerecht zu werden - Teams aus Architekturbüros und Ingenieuren.

"Die drei Gewinner beweisen echte Innovation in ihrem Zugang zur „Halley VI“-Forschungsstation, die sowohl effizient funktionieren muss als auch ein ästhetisch ansprechender Arbeitsplatz sein soll", so RIBA-Chef Chris Rapley.

„Raumstation“ im Eis

An dem Entwurf der Architekten Lifschutz Davidson und des Ingenieursbüros Happold lobte die RIBA-Jury das „Konzept von miteinander verbundenen, einer Raumstation ähnlichen Strukturen auf ausklappbaren Beinen“ und den durchdachten Wohnbereich.


Modulares Konzept

Die Ingenieure FaberMaunsell und das Architektenbüro Hugh Broughton Architects bestachen durch ein „starkes architektonisches Design“, erklärte die Jury. In diesem Entwurf besteht die Station aus Einzelelementen, die je nach den jeweiligen Bedürfnissen modular miteinander verbunden und leicht verlagert werden können.

Ein „UFO“ auf Skiern

Am futuristischsten ist der Entwurf der Ingenieurs-Consulter Expedition Engineers und des Büros Hopkins Architects.

Ihre „Halley VI“-Station ist ein „walking building“ und steht quasi auf Skiern. Dieser innovative Zugang sei zwar in der Umsetzung eine „Herausforderung“, aber nicht unausführbar. Mit der Wahl neuer Materialien habe das Team zudem viel Wert auf Nachhaltigkeit gelegt.

Besuch in der Antarktis

In der nächsten Phase des Wettbewerbs sollen alle drei Teams Anfang 2005 in die Antarktis reisen und anhand der Bedingungen dort ihre Ideen weiter ausarbeiten; der endgültige Gewinner wird im September feststehen.

Die drei Finalentwürfe und eine Reihe weiterer ausgewählter Designs für „Halley VI“ sind noch bis 8. Jänner unter dem Titel „Extreme Challenge“ („Extreme Herausforderung“) im RIBA ausgestellt.

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Für den Beitrag verantwortlich: ORF.at

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