Artikel

So ein Container ist eine wunderschöne Sache!
Oberösterreichische Nachrichten
9. Januar 2004 - Romana Ring
Es ist nicht ungefährlich, von der Architektur als einer Form der Kunst zu sprechen. Viel zu schnell geraten uns da vage Erinnerungen an medial aufbereitete Phantasten mit den am Stammtisch kolportierten Errichtungskosten ambitionierter Großprojekte in den Köpfen durcheinander. Und ergeben Vorstellungen, die der Baukunst - als einer der wenigen Disziplinen welche in einem einzigen Werk ökologische, wirtschaftliche, soziale und ästhetische Fragen stellt und vor allem: beantwortet! - kaum gerecht werden. Da wir aber ein Gebäude betrachten, welches als Betriebsgebäude einer mittelgroßen erfolgreichen Firma am Rande einer Landgemeinde die Rahmenbedingungen echter Durchschnittlichkeit bietet, kann der Begriff, von so viel Normalität flankiert, nicht allzu großen Schaden anrichten.

Kunst berührt uns umso stärker, je genauer sie das ist, was sie meint. Jener Pettenbacher Unternehmer, welcher seine berufliche Auseinandersetzung mit Containern in seinem Firmensitz verkörpert sehen wollte, ist - zugegeben - nicht die Norm. In dem ortsansässigen Architekten Ernst Pitsch-mann wiederum hat er einen Partner gefunden, der diesen Auftrag mit größtem ästhetischen Anspruch, jedoch völlig unverkrampft und ohne das ländliche Umfeld zu brüskieren, kurzum: wahrhaft kunstgerecht, erfüllen konnte.

Der Bau ist - wie sollte es anders sein - als Container konzipiert. Und er zeigt gleich und ein für alle Male, was für eine wunderschöne, elegante, in sich geschlossene, perfekt gearbeitete, allerorts einsetzbare und unverwüstliche Sache so ein Container einfach ist!

Entlang einer Einfallstraße nach Pettenbach in einer kleinen Wiesenmulde gelegen, hat das Haus mit seiner nächtens effektvoll illuminierten Brücke, welche ein Wandschirm mit dem Firmenlogo flankiert, am Verkehrsstrom angelegt. Ein massiver Sockel, in warmem Orange gefärbt und an manchen Stellen gläsern aufgelöst, birgt Keller und Erdgeschoss, mutet jedoch dank des umlaufenden Oberlichtbandes weniger als Teil des Gebäudes denn als Wandschirm an. Diese Wirkung wird durch das Minimieren vertikaler Verbindungen wie beispielsweise technischer Versorgungsleitungen im Inneren des Hauses unterstützt.

Darüber liegt, von zwölf zarten Säulchen in der Schwebe gehalten, das eigentliche Bürogebäude. Zur Gänze in Aluminiumpaneele mit gut überlegter Teilung gehüllt, verkörpert es das neutrale, transportfähige Gehäuse, welches jedem Inhalt genügt.

Das Fensterband, das die Büros mit dem Wiesenidyll im Norden verbindet, die geschoßhohen Öffnungen des Erschließungsganges entlang der Straße mit ihren orangen hölzernen Schiebeläden und die deutliche Formulierung eines zum Ortszentrum orientierten Gebäudekopfes durch die einsame Loggienöffnung des Chefbüros zeigen, wie exakt sich solche Neutralität auf Nutzung und Symbolgehalt gleichermaßen abstimmen lässt, wenn jemand, wie Ernst Pitschmann, sein Handwerk versteht.

Auch im Inneren des Gebäudes, das im ersten Stock noch mit einem von oben belichteten, also völlig auf Konzentration gestimmten Besprechungsraum aufwartet, ist eine Perfektion von Planung und Ausführung allgegenwärtig, die den Blicken von Nutzern und Besuchern gleichermaßen den Anspruch des Unternehmens stimulierend zu Grunde legt.

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: Oberösterreichische Nachrichten

Ansprechpartner:in für diese Seite: nextroomoffice[at]nextroom.at

Tools: