Artikel

Der Kunst den Vortritt gelassen
Oberösterreichische Nachrichten

Übermorgen wird das neue Salzburger Museum der Moderne (MDM) offiziell eröffnet. Die OÖN waren bereits gestern zu einer Architekturkritik vor Ort. Ergebnis: durchwegs gelungen.

21. Oktober 2004 - Romana Ring
Kunst ist kostbar. Sie will sicher bewahrt, schonend behandelt und vor einem dezenten Hintergrund in größtmöglicher Breite präsentiert werden. Ein Museum muss dies alles leisten und darüber hinaus der Kunst einen Ort geben, indem es die Kunst selbst verkörpert. Dem eben fertig gestellten Museum in Salzburg, hoch oben auf dem Mönchsberg, gelingt es überdies, ein Museum der Moderne zu sein, und das ist an diesem Standort tatsächlich eine Leistung.

Die Konturen des Bestandes nicht zu überschreiten war ebenso Vorgabe wie die Erhaltung des zwar belanglosen aber vertrauten Wasserturmes aus dem neunzehnten Jahrhundert: Die Sieger eines 1998 ausgelobten Wettbewerbes, die Münchner Architekten Klaus Friedrich, Stefan Hoff und Stefan Zwink haben diesen Rahmen mit einem Gebäude ausgefüllt, das der Stadt - als Geste der Beschwichtigung oder doch eher der Provokation? - ein denkbar einfaches Gesicht zeigt. Ein schlichter, mit Untersberger Marmor belegter Quader lagert breit über den Aussichtsterrassen und schaut seinerseits mit einer einzigen Öffnung auf Stadt und Festung.

In drei Schichten geteilt

Jetzt eine Klage über die Allgegenwart der als große Form getarnten Einfallslosigkeit zeitgenössischer Architektur anzustimmen, hieße die Sache selbst grob vereinfachen.

Das Museum der Moderne Salzburg mag sich seinem - ohnedies mit Höhepunkten nicht geizenden - Umfeld gegenüber zurückhaltend geben und zweifellos lässt sein Inneres der Kunst den Vortritt. Dennoch räumen die differenzierte Behandlung der einzelnen Funktionsbereiche und die abwechslungsreichen Raumfolgen den Verdacht, hier habe es sich jemand allzu leicht gemacht, schnell aus.

Niemals geschwätzig

Der Besucher gelangt aus dem Foyerbereich über eine breite, von oben erhellte Stiege in die erste, ausschließlich künstlich beleuchtete Ausstellungsebene. Von hier führt der Weg, um 90 Grad gedreht, weiter in das nächste Geschoß. Der Grundriss ist in drei, durch die Erschließungszonen getrennten Schichten organisiert, deren südlichste das Restaurant mit seinem Panoramablick auf die Stadt bildet. Der mittlere und der nördliche Raum dienen der Ausstellung.

Während sich im Osten ein vom Wasserturm begrenzter Skulpturengarten an die Terrasse des Restaurants schließt, wird letzteres über eine weitere Freifläche im Westen unabhängig vom Museumsbetrieb erschlossen. Erst in der vierten Ebene umfasst die Ausstellungsfläche das ganze, von Oberlichten erhellte Geschoß. Dass der Grundriss hier ein stilisiertes „S“ schreibt, mag ebenso zu Herzen gehen, wie die Information, die Belüftungsschlitze vollzögen Teile aus der Partitur des Don Giovanni nach.

Für die Qualität der Architektur ist es wenig relevant. Diese ruht sicher auf der schlüssigen Weg- und Lichtführung, den sparsam und wirkungsvoll gesetzten Bezügen zum Außenraum und einer bei aller Stärke des Ausdruckes niemals geschwätzigen plastischen Durchbildung der Räume.

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: Oberösterreichische Nachrichten

Ansprechpartner:in für diese Seite: nextroomoffice[at]nextroom.at

Tools: