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Theater am Berg: „Einzigartig und spektakulär“
Oberösterreichische Nachrichten

Architekt Otto Häuselmayer hat das Theater am Berg geplant. Er beobachtet genau die derzeit wieder intensiv geführte Debatte um die Standortsuche für ein Musiktheater in Linz.

11. März 2004 - Sylvia Nagl
Die Initiative der Wirtschaft, für ein „einzigartiges Musiktheaterprojekt“ Geld auftreiben zu wollen, wie Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl vorige Woche im OÖN-Interview sagte, sieht Häuselmayer positiv: „Das könnte funktionieren.“ Denn Wirtschaftstreibende sehen pragmatisch, dass für das Theater am Berg schon an die 16 Mio. Euro investiert wurden, „die man nicht so einfach die Donau hinunterschwimmen lassen kann.“ Und Magna-Chef Frank Stronach, mit dem Leitl bereits Gespräche über das Linzer Musiktheater geführt hat, habe auch schon beim Wiener Musikverein sein finanzielles Engagement für die hohe Kunst gezeigt.

Nicht vergessen werden solle, „dass sogar schon die Bauvergabe beim Theater am Berg erfolgt war.“ Ein neuer Standort aber brauche wiederum zweieinhalb bis drei Jahre Vorbereitungs- und Planungszeit.

Der Wiener Architekt sieht durch Leitls Initiative einen neuen und wichtigen Impuls für sein in kleinen Details verändertes Projekt. Er ist überzeugt, „dass mit dem Theater am Berg und in Verbindung mit dem Schlossmuseum ein reizvoller Museumsbezirk Schlossberganlage entstehen könnte.“

Häuselmayer, der Mitte der 90er Jahre drei Jahre lang im Linzer Gestaltungsbeirat war, weiß, „dass Linz nicht mit hervorragender Bausubstanz gesegnet ist. Deshalb ist gerade der Ensembleschutz, die Verbindung von alter und neuer Substanz, so wichtig.“

Das Phänomen von Kulturbauten aber sei, dass „ihrer Realisierung zumeist eine lange Zeitspanne vorausgeht.“ Beispiele: In Essen wurde an die 30 Jahre für ein Opernhaus geplant. In Luzern zeigte das Stimmungsbarometer vor einer Volksbefragung eindeutig auf Nein. Nach intensiven PR-Aktivitäten änderte sich die Meinung der Bevölkerung - die Konzerthalle wurde doch gebaut.

„Kulturbauten sind ja nicht für eine Generation geplant, sondern sind Bauten für die Zukunft. Deshalb muss man solche Bauten aus tagespolitischen Streitereien heraushalten.“ Außerdem ist er überzeugt, dass „die Leute ein Gespür dafür haben, dass so ein Jahrhundertbau nicht im tagespolitischen Geschehen zerrieben werden darf.“

Zum derzeit diskutierten Standort im Donaupark: „Ich kenne Architekt Heikki Siren und weiß, dass er das Brucknerhaus als Solitärgebäude geplant hat. Diesem Solitär nun noch einen Baukörper von den Ausmaßen eines Musiktheaters vor die Nase zu setzen, wäre fatal.“

Zum Standort Urfahr: „Das ist ein schönes und sehr reifes Projekt. Es gibt auch ein Gutachten, dass es nicht hochwassergefährdet wäre. Und ich denke, dass die Verträglichkeit von 14 Tagen Urfahrmarkt im Jahr und der Hochkultur gegeben ist.“

Aber: „Das Einzigartige und Spektakuläre hat nur das Theater am Berg!“

Otto Häuselmayer:
Der Wiener Architekt Otto Häuselmayer (59) hat u.a. das 360-Hektar-Gelände der Wienerberg-Gründe mit 2500 Wohnungen geplant. Zwei Sakralbauten - Wienerberg-Kirche und Cyrill-Method-Kirche in Floridsdorf - sind sein Werk, auch die Platzgestaltung an der Freyung. In Ephesos/Türkei hat er die Überdachung eines antiken Hanghauses ausgeführt.

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Für den Beitrag verantwortlich: Oberösterreichische Nachrichten

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