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Müssen Neubauten der breiten Masse gefallen?
Oberösterreichische Nachrichten
10. März 2004 - Sylvia Nagl
So sperrig der Titel auch klingen mag - nämlich „Topografien des Populismus. Alltag, Medien und die Stadt“ -, so interessant ist aber die Thematik, die unter diesem Titel an drei Tagen in Linz erörtert und diskutiert wird. Und zwar bei der hochkarätig besetzten, 2. Internationalen DOM-Konferenz ab 25. März in der Kunst-Uni. DOM bedeutet Design-Organisation-Media-Forschungslabor, ist eine Initative von Kunst-Uni und Ars Electronica Center mit Sitz an der Kunst-Uni unter der Leitung des Architekten Michael Shamiyeh.

Ausganspunkt von DOM ist, dass der gesellschaftliche und technologische Wandel auch Wandel für den Städtebau, die Architektur und das Industrial Design mit sich bringen muss.

DOM-Leiter Michael Shamiyeh erläutert die Konferenz-Thematik: „Nehmen Architekten, um im Wettbewerb zu bestehen, den Publikumsgeschmack auf? Oder anders gefragt: Gibt es einen gestalterischen Populismus, der Gebäude so gestaltet, dass sie gleichsam dem Volk nach dem Maul reden?“

Beispielsweise ist seit einiger Zeit in China absoluter Trend, Häuser im amerikanischen „Denver“-Stil zu bauen, in Russsland wird seit einiger Zeit im Stile der Zaren gebaut.

Und in Österreich? Shamiyeh: „Da ist ein Hang zum Traditionalismus erkennbar.“

Ist der Publikumsgeschmack aber ganz anders, als es Architekten gerne hätten, dann gibt es noch - ebenfalls ein Konferenzthema - die „Strategie der Mobilisierung.“

Das bedeutet am Beispiel der Neuverbauung von Ground Zero in New York: „Daniel Liebeskind hat erkannt, dass er für seinen Entwurf, über den öffentlich abgestimmt wurde, kaum eine Mehrheit bekommen hätte. So hat er die Mittel des Populismus aufgegriffen, hat Auftritte in TV-Shows absolviert, sich mit Abzeichen der US-Flagge geschmückt und seinen Entwurf eng mit dem den Amerikanern so wichtigen Begriff der Freiheit verbunden.“ Ergebnis: Sein Enwurf wurde gewählt.

Oder ein Beispiel aus Luzern. Eine Volksbefragung über den Neubau einer Konzerthalle ergab ein Nein. Marketingexperte Thomas Held hat dieses Projekt nochmals, diesmal aber öffentlichkeitswirksamer, in Diskussion gebracht. Und die Konzerthalle wurde so gebaut wie vorher abgelehnt ¼

Nach der Volksbefragung

Unter den rund 25 Vortragenden sind Fachleute wie Bill Moggridge, der Designer der Apple-Computer, Autor Walter Ötscher, Thomas Frank, Fachmann im Bereich Markt und Populismus, oder eben Thomas Held, der den Luzernern das Konzerthaus nach dem Nein der Volksbefragung wieder schmackhaft machen konnte.

DOM-Konferenz:
2. Internationale DOM-Konferenz „Topografien des Populismus. Alltag, Medien und die Stadt“: 25./26. und 27. März in der Linzer Kunst-Universität und im Ars Electronica Center (Eröffnung am 25. März um 13 Uhr).

Info:
Anmeldung: www.dom.ufg.ac.at

Preise:
Pass für 3 Tage 50/ermäßigt 25 Euro; für 1 Tag 20/10 Euro

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Für den Beitrag verantwortlich: Oberösterreichische Nachrichten

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