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Cooler Container für eine bessere Optik
Der Standard

Ideenwettbewerb FREIRAUM/01 (6)

Der Wettbewerb „Freiraum /01“ prämierte junge Ideen zum Thema „temporäre Architektur“. Sieger der Kategorie „Bekannt und etabliert“ wurde ein Innsbrucker Architektenteam mit einem Müllcontainer der anderen Art.

1. Juni 2002
Sie sind groß und nicht gerade ansehnlich, man findet sie in beinahe jeder Stadt: Müllcontainer-Inseln. Beliebig aneinander gereihte Behälter zum Sammeln von Glas, Papier oder Plastik. Meist liegt viel Müll auch daneben, weil die Container schon voll waren oder sich manche Benutzer nicht die Mühe gemacht haben, ihren Abfall auch einzufüllen, und ihn einfach nebenan abstellten. Jeder ist mit diesem Bild konfrontiert - entweder während des Gebrauchs oder aufgrund der optischen Präsenz, die diese Inseln haben.

Eigens für den Architekturwettbewerb Freiraum /01 hat nun das junge Innsbrucker Team OsNaHaRa (Meinhard Ossberger, Sylvia Naschberger, Claudia Hammerle und Ines Rauter) eine Idee zum Thema „temporäre Architektur“ geboren und wurde dafür mit dem ersten Preis in der Kategorie „Bekannt und etabliert“ bedacht. „Unorte“, so die Idee, sollen wieder Orte werden.

Was wäre, wenn der Müllentsorgungsgedanke in den Hintergrund rückt? Vielleicht wären die Benutzer des Containers dann disziplinierter beim Sammeln? Der Mudmax, auf diesen Namen hört die Konstruktion, hat eine dynamische Form durch eine dreidimensional verformte Platte. Seine Oberfläche, eine individuell gestaltete Außenhaut, kann farbenprächtig mit Druckdekor gestaltet werden. Sie bietet außerdem Platz für zahlreiche Stadtinformationen - für Pläne, Werbung oder Veranstaltungsprogramme. Ein cooler Container.

Müllsammelbehälter wirken derzeit wie Fremdkörper in jedem Straßenbild. Der Mudmax ist mobil und kann daher leicht den Standort wechseln, sich den Gegebenheiten anpassen und auf mögliche Veränderungen des Ortes reagieren. Mehrere Mudmaxe nebeneinander können auch interessante neue „Inseln“ bilden in jeder nur erdenklichen Form - z. B. als Gerade, als Kreis oder als Schlangenlinie.

Mudmax heißt die Konstruktion übrigens, weil die vielfältig gestaltbare Außenschale von Max kommen soll. Sie zeichne sich durch „hohe Abrieb- und Schlagfestigkeit, hohe Kratz- und Wärmebeständigkeit und weitgehende Resistenz gegenüber haushaltsüblichen Chemikalien“ aus, heißt es. Und wird auf drei Rädern gelagert (siehe Grafik).

Der Container kann von zwei Seiten gefüllt werden. Müllsäcke werden durch eine Klappe eingeworfen und Einzelteile durch die sich logisch ergebende Öffnung der dreidimensional verformten Platte. Wie aber funktioniert die Entleerung des Behälters? An dem freiliegenden Aluminiumbügel der Konstruktion wird mit Hilfe eines Greifarms der Container gehoben. Durch einen Seilzug über den Müllwagen wird die große geneigte Entlehrungsklappe entsichert. Schließlich wird der Container zu Boden gelassen, auf den vorderen zwei Rädern abgestellt, die Klappe fällt automatisch zu und der Container kann in seine Position zurückgerollt werden.

„Ob am Stadtrand oder im Hinterhof, vor der historischen Häuserfassade oder dem Wahrzeichen, in der Einkaufsstraße oder am Bahnhof, das Abfallprodukt unseres tagtäglichen Konsums soll dort vorbildhaft seinem Bestimmungsort zugeführt werden,“ sagt das Team über die zahlreichen Orte, an denen sie Mudmax aufstellen würden. Vielleicht wäre auch die Innsbrucker Altstadt ein geeigneter Platz. Derzeit gibt es dort zu wenige Sammelinseln und daher auch Versorgungslücken. Die Verwaltung will das Stadtbild nämlich nicht mit den alten Containern zerstören. Der Mudmax könnte eine Alternative zu den hässlichen Behältern sein.

Die Begründung der Jury, den ersten Preis in der Kategorie „Bekannt und etabliert“ an Claudia Hammerle, Sylvia Naschberger, Meinhard Ossberger und Ines Rauter zu vergeben, lautet: „Mülltonnen besetzen als Plastik- und Blechtonnen den öffentlichen Raum. Ihr Aussehen entspricht Ihrem Inhalt. Das ausgezeichnete Projekt greift diesen Umstand auf und schlägt ein kombinier-und fahrbares Gerät vor, das den öffentlichen Raum tatsächlich möbliert. Die Jury honoriert die längst überfällige Idee, würdigt den spielerischen Ansatz der Planung und empfiehlt die Realisierung des Projektes.“

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