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Denken und Bauen
Neue Zürcher Zeitung

Der Architekt Cedric Price im Londoner Design Museum

26. Juli 2005 - Jörn Ebner
Architektur brauche keine Permanenz, ein jedes Gebäude müsse nur so lange bestehen, wie es seinen Nutzen erfülle. Das Credo des englischen Architekten Cedric Price (1939-2003) wandte sich nicht zuletzt gegen die Vorstellung, dass Architekten vor allem bauen müssten. Genauso wichtig sei es, dies zu unterlassen, meinte Price. Er selbst jedenfalls hielt sich mit dem Bauen zurück. Nach der Gründung seines Büros im Jahre 1960 setzte er zwar einige Projekte um, konzentrierte sich aber vor allem auf die konzeptuelle Auseinandersetzung mit Architektur - nicht als schreibender Theoretiker, sondern mit den Entwurfsmitteln des Architekten wie Skizze und Bauplan. Das Design Museum in London hält nun eine Rückschau auf acht wichtige Projekte von Price, die den Rahmen seiner Aktivitäten abstecken und einen Überblick über sein Denken geben. Dieses hatte einen nachhaltigen Einfluss auf Vordenker von heute wie Rem Koolhaas.

Neben seinem Zweifel an den herkömmlichen Vorgehensweisen der Architektur, denen er mit modularen und beweglichen Konzepten entgegentrat, war Frohsinn im Gebauten eines seiner Anliegen. Dem Architekten waren dabei Fragen nach dem Erscheinungsbild des Ganzen weniger wichtig als der Schulterschluss zwischen Struktur und Technologie. Das Projekt «Fun Palace» (1960-1965) vereinte all diese Aspekte: In einen Stahlrahmen sollten jeweils einzelne Elemente flexibel eingefügt werden. Dabei könnten die Nutzer dieses Gebäudes, das für Kulturveranstaltungen und deren Vermittlung entstehen sollte, die Bestandteile mittels Kränen aktiv verändern. 1971 setzte er diesen Denkansatz mit dem Inter- Action Centre in London in die Realität um. Dessen flache, offen-rechteckige Schale konnte mit Klassenzimmern, Büros oder Probesälen je nach Bedarf erweitert oder reduziert werden. Konsequenterweise wies Price den Ruf nach Denkmalschutz für das 2002 abgerissene Gebäude zurück. - Price vertrat die Meinung, Architektur finde an Umschlagplätzen statt und habe daher nur kurzfristige Gestalt, die Wandel antizipieren müsse. So hätte der «Potteries Think Belt» (1964) das ausgediente industrielle Bahnsystem in Staffordshire in einen gigantischen beweglichen Campus umfunktioniert; Laboratorien und Lehrsäle wären zwischen den Städten bewegt worden. Dreissig Jahre später entwickelte Price mit dem Projekt «Magnet» (1996-99) ein loses System für zehn bewegliche Stadtelemente. Aber solch fluktuierenden Formen setzte Price auch festere entgegen: etwa das Vogelhaus für den Londoner Zoo (1961), das aus dem Ingenieursdenken seines Freundes Buckminster Fuller entstand, oder einen Pferch (1977), der zur Tierhaltung sowie als Sonnenterrasse verwendbar ist.

[ Bis 9. Oktober im Design Museum in London. ]

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