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Vom Schloss zum Palast
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Mit dem Bau des Stadtschlosses reagierte der Hohenzollern-Kurfürst Friedrich II. auf die Streitigkeiten der Doppelstadt Berlin/Cölln: die „Zwingburg“ sollte der Selbständigkeit beider Städte entgegenwirken.

4. Juli 2002
Der Schlossplatz im historischen Kern Berlins hat in der deutschen Geschichte stets eine wichtige Rolle gespielt. Das Schloss war mehr als 500 Jahre Sitz der brandenburgischen Markgrafen und Kurfürsten, der preußischen Könige und deutschen Kaiser.

Im Zweiten Weltkrieg wurde der Bau schwer beschädigt. Die DDR-Oberen sprengten die Reste 1950 als Fanal gegen den Feudalismus. Von 1973 bis 1976 wurde auf dem Platz der DDR-Palast der Republik als Haus des Volkes errichtet. 70 Millionen Menschen strömten im Laufe der Jahre zu verschiedenen Veranstaltungen oder in die anderen zwölf gastronomischen Betriebe. Die Volkskammer tagte ebenfalls in dem Bau.

1990, wenige Monate nach der Wende, wird der Palast wegen Asbestverseuchung geschlossen. Seitdem wird über einen möglichen Wiederaufbau des Schlosses, den Erhalt des Palastes oder einen Neubau gestritten. Im folgenden eine Chronologie.

1443: Grundsteinlegung für das erste Schloss an der Spree.

1698: Beginn des Schlossbaus von Andreas Schlüter.

1845: Mit der Fertigstellung des Portals von Eosander von Göthe bekommt das Schloss seine endgültige Form.

1920: Neue Nutzungen durch Schlossmuseum, Schlossbauämter.

1933: Nutzung durch die Reichskammer der Bildenden Künste.

1940: Schließung des Schloss-Museums.

1945: Im Februar des Jahres brennt das Schloss.

22. Juli 1950: DDR-Staatschef Walter Ulbricht verkündet auf dem 3. SED-Parteitag den Abriss des Schlosses.

9. September 1950: Die Schlossruine wird gesprengt.

1951: Der Platz wird in Marx-Engels-Platz umbenannt

1962-1964: Das Staatsratsgebäude wird errichtet und erhält das vom Schloss erhaltene Eosander-Portal. Von dessen Balkon hatte Karl Liebknecht 1918 die „Freie sozialistische Republik“ ausgerufen.

1976: Im April wird der Palast der Republik Eröffnung eröffnet.

1990: Am 19. September wird der Palast der Republik wegen Asbestverseuchung von der ersten frei gewählten Volkskammer Geschlossen.

1993: Der Förderverein „Berliner Stadtschloss“ setzt mit der Nachbildung der Schlossfassade die Debatte um einen Wiederaufbau in Gang

1994: Bernd Niebuhr gewinnt den von Bund und Land ausgelobten Ideen-Wettbewerb „Spreeinsel“ mit seinem Vorschlag eines modernen Baukörpers in den Dimensionen des Schlosses.

1996: Im Mai beschließt der gemeinsame Ausschuss von Bund und Land ein Konzept: Konferenzzentrum mit Hotel, eine große Bibliothek, eine Ausstellungsfläche sowie Läden und Geschäfte.

Juli 1997: Bund und Land loben ein - am Ende ergebnisloses - Interessenbekundungsverfahren aus.

Oktober 1997: Die Asbest-Beseitigung am Palast der Republik beginnt.

1999: Am 8. Juli beschließt der gemeinsame Ausschuss beschließt die Bildung einer Experten-Kommission.

2001: Am 20. Dezember empfiehlt die Kommission mit einer Stimme Mehrheit den Nachbau des Stadtschlosses mit seinen barocken Fassaden. Der Palast der Republik soll in weiten Teilen abgerissen werden. In dem Schlossbau soll nach einstimmiger Entscheidung das „Humboldt-Forum“, eine Kombination aus Museum, Bibliothek und Veranstaltungsbereich entstehen. Die Kommission schlägt einen Einladungs-Wettbewerb mit internationalen Architekten vor.

17. April 2002: Übergabe des Kommissions-Abschlussberichts. Bund und Land einigen sich darauf, dass eine Arbeitsgruppe die Empfehlung der Kommission auf Finanzierbarkeit und Plausibilität prüfen soll. Binnen eines Jahres sollen Ergebnisse vorliegen, dann ist ein Architekten-Wettbewerb geplant.

6. Juni 2002: Bundestagsdebatte über die Schlossplatz-Bebauung. Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin glaubt an eine „relative, aber stabile Mehrheit“ für einen Neubau mit Schlossfassade.

4. Juli: Ohne Fraktionszwang will der Bundestag über eine mögliche Festlegung auf eine historische Schloss- Fassade für den Neubau entscheiden. Zur Wahl stehen zwei Anträge: Die Wiedererrichtung der barocken Fassaden der Nord-, West- und Süd-Seite sowie des Schlüterhofs des Stadtschlosses im Sinne der Kommission. Nach „Alternative B“ soll die Fassadengestaltung erst in einem Architekten-Wettbewerb geklärt werden.

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