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Ein Diener der Architektur
ORF.at

„Er ist ein Exzentriker des einfühlsamen Bauens: Der spanische Architekt Rafael Moneo hat viele Auszeichnungen gesammelt - und in seiner Heimatstadt Madrid jede Menge Feinde“, so der „Spiegel“

9. Juli 2002
Europas bestes Bauwerk der Jahre 1999 und 2000 steht in San Sebastian und stammt vom spanischen Architektur-Star Rafael Moneo. Dieser Ansicht war eine internationale Jury aus Architekten, Kritikern und Architekturhistorikern und kürte Moneos Kursaal-Zentrum im Vorjahr aus 200 vorgeschlagenen Bauten mit dem „Mies van der Rohe Pavillon Preis“. Dieser wird seit 1987 alle zwei Jahre vergeben und 2001 erstmals als offizieller „Preis der Europäischen Union für zeitgenössische Architektur“ verliehen.

Dieser eindrucksvoll an eine Flussmündung gebaute Kursaal Moneos, der auf einem gemeinsamen Sockel in zwei zueinander schräg gestellten Kuben ein Auditorium und eine Kongresshalle aus Stahl und Glas besteht, spielt virtuos mit Kunst- und Tageslicht sowie mit dem Innen- und Außenraum. Dieses Projekt des spanischen Star-Architekten war auch in Wien in der Ausstellung „Europas beste Bauten 2001“ im Wiener Architekturzentrum bis Ende März dieses Jahres zu sehen.


Zahlreiche Ehrungen

Über zuwenig Anerkennung kann sich Moneo, Jahrgang 1937, nicht beklagen: so wurde er u.a. mit der Goldmedaille für besondere Leistungen auf dem Gebiet der schönen Künste der spanischen Regierung ausgezeichnet, erhielt das Ehrendoktorat der belgischen Universität Leuwen, ist Ehrenmitglied des „Royal Institute of British Architects“ und wurde 1996 - als einziger Spanier - mit dem renommierten „Pritzker Architektur Preis“ geehrt.


Kathedrale bei Hollywood

Ebenfalls 1996 gewann er den Wettbewerb für „The Cathedral of our Lady of the Angels“, die nahe Hollywood entsteht und im Herbst fertiggestellt sein soll, gegen so prominente amerikanische Kollegen wie Frank Gehry oder das Büro Venturi Scott Braun. Denn Moneo gilt als Architektur-Genie, das außergewöhnlich schöne und charismatische Gebäude entwirft.


Studium in Madrid

Jose Rafael Moneo wurde in Navarra in Spanien geboren. Sein Architektur-Studium schloss er 1961 an der Madrider „Escuela de Arquitectura“ ab. Er besuchte Kurse bei Francisco Javier Sáenz de Oiza (1956-61) in Madrid und arbeitete für zwei Jahre bei Jørn Utzon (1961-62), dem Erbauer des Opernhauses von Sidney, in Hellebaeck in Dänemark.

Danach war er als Assistent an der „Akademie de Espana“ bis 1965 tätig, bevor er sein eigenes Architektur-Büro in Madrid eröffnete.


Lehre und Praxis

Sein Berufsleben hat Moneo in zwei Kategorien geteilt: in die Lehrtätigkeit und in die architektonische Praxis. Anders als viele andere zeitgenössische Architekten arbeitet Moneo nicht mit Stilmitteln des Utilitarismus und des Expressionismus. Hingegen greift er auf alte nordische und holländische Traditionen zurück und ergänzt diese mit eigenen Elementen.


Im Mittelpunkt des Interesses

Besonders sichtbar ist dies in den Arbeiten Moneos aus den 60er Jahren. Damals stand er im Mittelpunkt des Interesses und der Debatten um die Madrider Architektur-Szene.


Kampf gegen Kurzlebigkeit

Rafael Moneo, der heute zu den bedeutendsten Lehrern und Schöpfern Spaniens zählt, setzt sich gegen die wachsende Tendenz zu kurzlebiger Gestaltung ein und kämpft dafür, dass die Architektur ihre Kompetenz beibehält. Denn für Moneo sind Architekten auch „Baumeister, die den Städten dienen, die sie planen“.

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