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Kino unter High-Tech-Himmel
ORF.at

Das Kino-Center von Coop Himmelb(l)au wird Sitz des Pusan International Film Festival.

24. November 2005
Beim Wiener Architektenbüro Coop Himmelb(l)au steht der Himmel schon im Namen. Jetzt baut das Duo Wolf D. Prix und Helmut Swiczinsky wieder eine seiner charakteristischen, futuristischen Himmelslandschaften - diesmal in Südkorea.

Die Wiener gewannen einen internationalen Wettbewerb für einen Kinokomplex in der südkoreanischen Millionenmetropole Pusan und setzten das 70-Millionen-Euro-Projekt nun auch um, wie die Tageszeitung „Kurier“ am Mittwoch berichtete.

Gegen sechs Teams durchgesetzt

Der über 40.000 Quadratmeter große Komplex soll neben dem Kinozentrum für das Pusan International Film Festival (PIFF) ein Zentrum für visuelle Medien, eine Kongresshalle und das Festivalzentrum beherbergen. Der Vertrag über den Bau des Projekts soll laut dem Wiener Coop-Himmelb(l)au-Büro in der kommenden Woche unterzeichnet werden. Sieben renommierte Architektenteams wie Steven Holl, TEN Arquitectos und Erik van Egeraat hatten auf Einladung Entwürfe eingereicht.

„Virtueller Himmel“

Markant sind an dem Entwurf vor allem die verbindenden Dachelemente, die als „virtueller Himmel“ einen multimedialen öffentlichen Erlebnisraum schaffen sollen. Das Kinozentrum soll „ein lebendiges und pulsierendes Wahrzeichen als Ikone gegenwärtiger Kultur innerhalb der urbanen Landschaft“ schaffen, heißt es in einer Aussendung der Architekten.

Berg und Hügel

In einem multifunktionalen Gebäude, dem „Kinoberg“, sind sechs Kinos vertikal übereinander gestapelt; am Dach befinden sich eine Schule und ein Archiv. Die Festival-Infrastruktur - Wartehalle, Kongresssaal, Büros - ist im „PIFF-Hügel“ untergebracht.

Fassade als Leinwand

Außerdem haben sich die Architekten ein raffiniertes Konzept für ein Open-Air-Kino einfallen lassen: Der „Kinoberg“ ist mit einer veränderbaren Lamellenfassade ausgestattet, deren Flügel auf verschiedene Arten rotieren und so entweder als Projektionsfläche für Filmvorführungen, als konventionelle Werbefläche oder als programmierbare LED-Oberfläche genutzt werden können.

Zweitgrößte Stadt Südkoreas

Pusan (Busan) ist nach Seoul die zweitgrößte südkoreanische Stadt und gilt auch als Tor Südkoreas zur Welt. Die Metropole am Südostende der Koreanischen Halbinsel ist der wichtigste Umschlagplatz für Exporte und Importe des Landes. Die Stadt ist aber auch als Badeort beliebt, an dessen Stränden sich jedes Jahr im Sommer Hunderttausende von Südkoreanern erholen. In Pusan leben etwa 3,8 Millionen Menschen. Die Stadt will sich für die Olympischen Spiele 2020 bewerben.

Umstrittener Neubau in München

Die Wiener Architekten machten zuletzt vor einem Monat in München Schlagzeilen, als dort - 13 Jahre nach der Ausschreibung - ihr Neubau der Münchner Akademie der Bildenden Künste eröffnet wurde. Über das Bauwerk - ein überdimensionales Glasschild führt den Besucher in den von riesigen schrägen Stützen und etlichen Brücken und Stegen flankierten Innenhof - wurde in München kontroversiell diskutiert.

Glanzstück der Statiker

Kritiker bemängelten, der Bau sei ein „Gewaltakt“ mit „fragwürdigem Gebrauchswert“; Lob gebühre vor allem den Statikern, die den futuristischen Entwurf in die Realität umsetzten - ein Vorwurf, den die Architekten wohl auch in Pusan zu hören bekommen werden. In München stellt Coop Himmelb(l)au derzeit auch ein Hochhaus für BMW fertig. Ein weiteres Großprojekt des formal kraftvollen Wiener Architektenduos ist der „Skytower“ der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt, der bis 2010 gebaut werden soll.

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