Artikel

Aldo van Eycks Spielplätze
Neue Zürcher Zeitung

Eine Ausstellung in Amsterdam

17. Juli 2002 - Hubertus Adam
Das Städtische Waisenhaus von Aldo van Eyck in Amsterdam zählt zu den Inkunabeln der Architektur des 20. Jahrhunderts. Weniger bekannt ist hingegen, dass sich van Eyck mehr als 30 Jahre lang - zunächst als Angestellter des von Cor van Eesteren geleiteten Stadtentwicklungsamts, dann freiberuflich - mit der Planung von Spielplätzen befasste. Zwischen 1947 und 1978 entstanden in Amsterdam nach seinen Entwürfen ungefähr 730 Spielplätze. Fast alle sind heute entstellt oder zerstört - nicht zuletzt deshalb, weil sich vor allem die frühen Spielplätze als «situationistische» Interventionen auf Brachflächen der Innenstadt befanden. Folgt man der These von Liane Lefaivre, der Kuratorin der Ausstellung «Spielplätze und die Stadt» im Stedelijk Museum Amsterdam, so bezog van Eyck damit erstmals den Gegenpol zur Idee der funktionellen Stadt, wie sie in CIAM-Tradition von van Eesteren vertreten wurden. Schon der erste Spielplatz zeigt jene zumeist asymmetrisch über die Fläche verstreuten Elemente, die später in vielfältiger Variation immer wieder auftauchen sollten: einen mit einer Betonbrüstung eingefassten Sandkasten, eine Gruppe niedriger zylindrischer Betonelemente zum Springen oder Spielen, einige aus gebogenen Stahlrohren bestehende Gerüste zum Aufstützen oder Abrollen und schliesslich eine Reihe von Bänken. Es handelte sich also um elementare Geräte, die bald darauf durch Klettergerüste in Bogen- oder Igluform ergänzt wurden. Auf intensive Farbigkeit, auf starke Beweglichkeit und auf jegliches Gerät in Tierform verzichtete van Eyck. Zweck der Geräte sei es, so der Architekt, die Phantasie zu stimulieren, nicht jedoch diese zu lenken.


[Bis 8. September. Katalog: Liane Lefaivre / Ingeborg de Roode: Aldo van Eyck. The Playgrounds and the City. NAI Publishers, Rotterdam 2002. 144 S., Euro 24.-.]

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung

Ansprechpartner:in für diese Seite: nextroomoffice[at]nextroom.at

Tools: