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Von aussen betrachtet
Neue Zürcher Zeitung

Einfühlsame Arbeiten von Ernst Niklaus Fausch Architekten

Die Bauten und Projekte des in Aarau und Zürich tätigen Dreierteams Ernst Niklaus Fausch Architekten sind in erster Linie aus den Bedingungen des Aussenraums heraus entwickelt. Sie respektieren den Bestand und sind zudem geprägt von einem übergeordneten Interesse an landschaftsgestalterischen und städtebaulichen Fragen.

3. Februar 2006 - Peter Omachen
Eigentlich wollte die Lehrerschaft des Schulhauses Nordstrasse eine Lärmschutzwand. Die Emissionen der unmittelbar vorbeiführenden Rosengartenstrasse, einer Haupttransitachse von Zürich, waren unerträglich geworden. Die Architekten schlugen stattdessen eine gedeckte Pausenhalle vor. Spätestens seit diese von den Primarschülern genutzt wird, hat sich die anfängliche Skepsis in Begeisterung verwandelt. Wie ein angewinkelter Arm legt sich der Betonbau schützend um den erhöht liegenden Schulhausplatz. Der Zugang erfolgt über die symmetrische Treppenanlage in der Hauptachse des spätklassizistischen Gebäudes. Durch eine torartige Öffnung wird diese in den Neubau hineingeführt, wo sie entlang einer schallabsorbierenden Wand seitlich emporsteigt. Die Innenseite dieses «Bollwerks» ist mit Holzplatten in einem warmen Rot verkleidet; die als Sitznischen ausgebildeten, verglasten Fensteröffnungen sind mit Lärchenholz eingefasst. Farben, Formen und Materialien sind konsequent aus der Entwurfsidee heraus entwickelt. Nebst ihrem eigentlichen Schutzzweck verwandelt die hofseitig offene Pausenhalle die einst trostlose Umgebung in einen qualitätvollen Aussenraum.

Die Stadtlandschaft gestalten

Dieses kleine Objekt ist charakteristisch für die Arbeiten von Bertram Ernst, Erich Niklaus und Ursina Fausch. Ausgangspunkt ihrer Entwürfe ist stets der Aussenraum mit seinen bestehenden Strukturen, die städtebauliche und landschaftsarchitektonische Umgebung. So entstehen Bauten, die in einer starken Wechselbeziehung zu ihrem Umfeld stehen. Kennen gelernt haben sich die drei 1966 und 1967 geborenen Architekten bereits während ihres Studiums an der ETH Zürich. Die Lehr- und Wanderjahre verbrachten sie in renommierten Büros; so hat Bertram Ernst unter anderem bei den Landschaftsarchitekten Kienast Vogt Partner in Zürich gearbeitet. 1997 gründeten er und Erich Niklaus ein eigenes Büro; seit 2001 ergänzt Ursina Fausch das Team.

Zusammengebracht hat die drei jungen Architekten ein spektakulärer Grosserfolg: Beim internationalen städtebaulichen Wettbewerb für die Bebauung des DB-Güterbahnhofareals in Basel errang ihr Vorschlag 1997 unter rund 300 eingereichten Projekten den zweiten Platz; aus der Weiterbearbeitung, zu der noch 25 Teams eingeladen wurden, gingen sie 2001 schliesslich als Sieger hervor. Ihr Entwurf für ein neues Stadtquartier am Rande Kleinbasels sieht die Bebauung der Ränder in gemischter Nutzung vor. In der Mitte des Areals soll ein grosser Park entstehen, der sich gegen das angrenzende Naherholungsgebiet öffnet. Die ehemalige Kantine der Rangierarbeiter bleibt als Parkrestaurant erhalten. Das städtebauliche Projekt, das in Zusammenarbeit mit dem Zürcher Landschaftsarchitekten Raymond Vogel entstanden ist, soll von verschiedenen Planungsbüros in den nächsten 20 Jahren umgesetzt werden. Vorerst konnten Ernst Niklaus Fausch Architekten das denkmalgeschützte Zollabfertigungsgebäude auf dem Areal in eine Privatschule umbauen. Mit kleinen, aber präzisen Massnahmen haben sie den Verwaltungsbau zu einem kinderfreundlichen Ort gemacht.

Der sorgfältige Umgang mit bestehender Substanz spielte auch bei der soeben fertig gestellten Sanierung und Erweiterung des Bezirksschulhauses im aargauischen Unterkulm eine zentrale Rolle. Auch hier ging der Entwurf von der Betrachtung der Aussenräume aus. Dadurch konnte der ideale Ort für den Anbau bestimmt werden. Das sanierungsbedürftige Gebäude aus den siebziger Jahren wurde geschickt in die Anlage einbezogen, so dass sein innenräumliches Potenzial voll zur Geltung kommt. Die neue Glasfassade hingegen entspricht den zeitgemässen Anforderungen und verleiht dem ehemals ungeliebten Bau ein neues Gesicht.

Baureife Projekte

Nicht zuletzt dank ihrem fulminanten Einstieg in die Selbständigkeit mit dem Basler Grossprojekt werden Ernst Niklaus Fausch Architekten gerne zu Wettbewerben und Studienaufträgen eingeladen. Aus den Erfolgen ist unter anderem eine ganze Reihe von baureifen Projekten für grosse Wohn- und Geschäftsüberbauungen in den Kantonen Aargau und Zürich entstanden, die ab diesem Jahr realisiert werden. Auch auf die bevorstehende Sanierung des denkmalgeschützten Zürcher Hallenbades City durch Ernst Niklaus Fausch darf man gespannt sein.

[ Bertram Ernst, Erich Niklaus und Ursina Fausch präsentieren ihre Arbeiten am 8. Februar um 18.30 Uhr im Architekturforum Zürich am Neumarkt 15 im Rahmen eines Vortrags. ]

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