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Auf der Höhe der Zeit
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„NEXT“ gibt eine Zusammenfassung über die Architektur-Entwicklungen der kommenden Jahre und zeigt uns, was gebaut werden wird und wie es gebaut werden wird.

11. September 2002
Im Mittelpunkt des Interesses steht neben den rund 50 Länder-Einzelpräsentationen von Argentinien bis Venezuela, bei denen sich die USA mit ihrer Schau über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Word Trade Centers die internationale Aufmerksamkeit sichern konnten, die große, internationale „NEXT“-Schau. Hier werden rund 140 richtungweisende, in Verwirklichung befindliche Projekte aus vielen verschiedenen Ländern gezeigt.

Unterteilt in die Kapitel Wohnen, Museen, Kommunikation, Erziehung, Hochhäuser, Arbeit, Einkaufen, Freizeit, Kirche und Staat sowie Masterpläne hat Biennale-Direktor Deyan Sudjic, der lange Jahre an der Wiener Angewandten Design-Geschichte unterrichtet hat, hier Bauten versammelt, die seiner Meinung nach das Leben der nächsten Jahrzehnte mitbestimmen werden. Nichts weniger als „die Zukunft der Weltarchitektur“ möchte er zeigen. Fern von den Fantasien und virtuellen Präsentationen, die Architektur näher zur Welt der Kunst-Installationen gerückt haben, wird sich diese Architekturbiennale mehr der Qualität von Entwürfen und Materialien tatsächlich gebauter Architektur widmen."


Alles ist möglich

Wenn die „NEXT“ genannte Hauptschau der Architekturbiennale einen Ausblick auf die Zukunft bietet, dann heißt diese noch mehr als früher: Everything goes. Es gibt nichts, was nicht probiert würde. In den weiten Ausstellungshallen des Arsenale, deren devastierte Hülle spannend mit den hypermodernen Inhalten kontrastiert, bietet sich dem Besucher in Modellen und Plan-Skizzen, Fotos und Computer-Animationen eine schier unendliche Vielfalt an Formen an.


Formenvielfalt

Am deutlichsten tritt dies dort zu Tage, wo neue Museumsprojekte gezeigt werden. Von einer Museumsbrücke, die das mexikanische Büro LCM Laboratory entworfen hat, über das mit den Parametern Technik und Geschwindigkeit spielende Stuttgarter Mercedes-Benz-Museum von Ben van Berkel und Caroline Bos bis hin zu den unglaublichen Verschränkungen und Verdrehungen, die das Museum der Geschichte der Hellenistischen Welt vollführt, das Anamorphosis Architects für Athen entworfen haben, scheint das Thema Museum Architekten zu den abenteuerlichsten Fantasien anzuregen. Das Grazer Kunsthaus von Peter Cook und Colin Fournier kann in dieser Umgebung problemlos bestehen.


Hoch hinaus

Natürlich hat auch das Thema Hochhaus nichts an Attraktivität eingebüßt. Hier ist neben Renzo Piano (der ein Projekt für ein „New York Times“-Hauptquartier zeigt), Norman Foster (mit einem extravaganten, lippenstift-förmigen Wolkenkratzer für London) und Jean Nouvel (er baut in Barcelona) auch der ehemalige österreichische Biennale-Leiter Hans Hollein vertreten. Er zeigt seine Entwürfe für jene beiden 110 Meter hohen PORR-Türme, die das Zentrum des von ihm gemeinsam mit dem Architekten Albert Wimmer entwickelten Projekts Monte Laa bilden, einem auf einer Überplattung der Südosttangente am Laaerberg entstehenden neuen Komplex von Wohn- und Bürobauten.


Die weiteren Österreicher

Auch die übrigen österreichischen Teilnehmer schlagen sich beachtlich: Coop Himmelb(l)au zeigen ihre gewaltige „BMW Welt“ für München und ihr „JVC New Urban Entertainment Center“ für Guadalajara; Delugan-Meissl präsentieren zwei Wohnbauprojekte für den Wienerberg, deren Hauptmerkmale Flexibilität und größtmögliche Anpassung an die Wohnwünsche der Kunden sind. Boris Podrecca ist mit seiner großflächig überdachten Neugestaltung des Pratersterns vertreten, und von Baumschlager Eberle ist ihr Erweiterungs-Projekt für den Wiener Flughafen zu sehen. In der Sektion „Transport/Kommunikation“ unübertroffen ist allerdings ein Projekt von Ingenhoven, Overdiek und Partner für den Stuttgarter Hauptbahnhof: Man kann es kaum erwarten, dort auszusteigen.

Einen gedanklichen Ausstieg scheint die Architektenschaft dagegen bei Bauten für kirchliche und staatliche Auftraggeber vollzogen zu haben: Derart einfallslose Projekte finden sich auf der Architekturbiennale zu keiner anderen Bauaufgabe.

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