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Bauen als demokratischer Prozess
Der Standard

Zukunftsträchtige Architekturvermittlung: Der Film „baustelle land“ von Klaus Schafler

9. Oktober 2002 - Ute Woltron
Wien - Heute, Mittwoch, ist im Wiener Votivkino ein kleiner, fein gemachter Dokumentationsfilm zum Thema „Baustelle Land“ zu sehen. Er beschreibt die Genese von acht Architekturprojekten in der Steiermark und präsentiert gelungene Volksschulen, Wohnanlagen, Ärztepraxen und dergleichen mehr.

Zwischen den schönen Bildern kommen vor allem jene Leute zu Wort, die diese Projekte durch- und umgesetzt haben, also die Bürgermeister, die Architekten und nicht zuletzt auch die Bevölkerung selbst. Bauen auf dem Land ist, so der Grundtenor des Streifens, eine Angelegenheit der Demokratie, des Verstehenmachens und des gegenseitigen Zusammenraufens. Nur ein Konsens, ein Einbinden der Anrainer, und das gemeinschaftliche Erarbeiten des Werkes kann zum Erfolg führen.

Klug erdachte Projekte wie etwa die Wohnanlage in St. Martin von Josef Hohensinn zeigen anschaulich, wie segensreich das Einwirken guter Planer in eine gewachsene, kostbare Dorfstruktur sein kann, die andernorts zu oft von Fantasielosigkeit und Investorenmacht niedergebaggert wird. Die Praxis für zwei Ärzte in Neudau von Wolfgang Feyferlik demonstriert, dass Eleganz nicht am Rand der großen Stadt aufhören muss, und die Volksschule in Dobl beweist den Einfluss guter Architektur vor allem auf diejenigen, die später einmal das Sagen und auch Bauen haben werden.


Fortsetzung geplant

Apropos Pädagogik: Der Film wurde nicht zuletzt vom Land Steiermark gefördert, um den Bürgermeistern, die die wichtigste Bauinstanz darstellen, auf die architektonischen Sprünge zu helfen, außerdem wird er demnächst in Schulen quasi unterrichtend laufen. Die Idee zu baustelle land hatten die Architekten Reinhard Schafler und Peter Pretterhofer, umgesetzt wurde sie von Regisseur Klaus Schafler. An eine Fortsetzung wird bereits gedacht, ideal wäre eine Ausweitung über die steirischen Grenzen hinaus auf das gesamte Bundesgebiet.

Nach der Präsentation des Filmes heute Abend (21 Uhr) findet ein Gespräch mit dem Regisseur sowie eine Podiumsdiskussion mit Architekten unter der Leitung von Kritikerin Karin Tschavgova statt.

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