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Studium mit guten Aussichten
Der Standard

In Liechtenstein ist möglich, worüber in Österreich seit Jahren gestritten wird: An der Fachhochschule kann Architektur studiert werden. In kurzer Zeit, mit einer „gehörigen Arbeitsladung“ für die Studenten und mit starkem Bezug zur Praxis.

12. Oktober 2002 - Jutta Berger
Liechtensteins Fachhochschule ist umgezogen. In Hanglage über Vaduz hat sie ihren neuen Campus. Einen, der im biederen Fürstentum auffällt. Dem Spoerry, wie man die alte Textilfabrik aus dem 19. Jahrhundert nannte, wurde ein neues Innenleben und ein jugendlicher Vorbau verpasst. Der ist - wie es sich gebührt wegen der Aussicht auf die Berge - ganz aus Glas.

Früher, vor 40 Jahren war die FH ein Abendtechnikum, dann eine Ingenieurschule. Der Tradition, Praktiker für das Bauwesen auszubilden, ist man treu geblieben. Nur hat man sich vom Hoch- und Tiefbau auf die Architektur, von der reinen Technik auf das Künstlerisch-Konzeptionelle verlegt. „Mit starkem Bezug zur Praxis“, so Fachbereichsleiter Hansjörg Hilti.

Die Beschränkung auf 100 Ausbildungsplätze - 30 Neuzugänge pro Jahr - ist Programm. Hilti: „Nur so ist die sehr direkte Betreuung durch die Dozenten möglich.“ Eine „gehörige Arbeitsladung“ bekämen die Studierenden von Anfang an mit. „Etwas schulisch“, beschreibt Hilti den Betrieb, „aber sehr verlässlich“. Den Mangel an freiem Studentenleben kompensiert man mit optimalen Rahmenbedingungen: Atelierplätze stehen für alle 100 Studierenden zur Verfügung. Die technische Ausstattung ist auf dem neuesten Stand. Das Studium ist modular aufgebaut, was Quereinstieg oder Umsteigen erleichtert. Für das Pflicht-Auslandssemester bekommt gibt es ein Stipendium von knapp 1000 Franken (683,43 Euro). Auch für Studierende aus dem Ausland.

95 Prozent von ihnen kommen aus Österreich, der Schweiz oder Deutschland. Wie Maria-Sonja Scherer. Die Mutter von zwei kleinen Töchtern ist Quereinsteigerin. Nach dem abgeschlossenen Musikstudium begann sie in Graz Architektur zu studieren. Dann kamen die Kinder. Frau Scherer, mittlerweile in Feldkirch, suchte nach einer Möglichkeit, die Ausbildung abzuschließen. Und fand sie in Liechtenstein. Sie schätzt sehr, „dass ich bei manchen Professoren auch die Kinder mitbringen kann“ und „man beim Einstieg in die Praxis Hilfe bekommt“.

Das Architektur-Studium dauert drei Jahre bis zum Bachelor of Science und weitere zwei Jahre bis zum Master of Science. Der Master-Abschluss berechtigt zur Ausübung des Architektenberufes in der EU, Liechtenstein, Schweiz, Norwegen und Island. Die Studiengebühr beträgt umgerechnet 512,58 Euro/Semester.

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