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Klarheit und Irritation
Neue Zürcher Zeitung

Besucherzentrum für den Nationalpark

5. November 2002 - Hubertus Adam
Der 1914 gegründete Schweizer Nationalpark im Engadin ist der älteste seiner Art in den Alpen. 1968 wurde in Zernez ein Besucher- und Verwaltungszentrum eröffnet, das den heutigen Erfordernissen nicht mehr genügt. Daher wurde ein Projektwettbewerb für ein neues Zentrum beim Schloss Planta-Wildenberg in Zernez ausgeschrieben. Nachdem 13 Architekturbüros in die engere Wahl gekommen waren, ging der Zuschlag an den aus Flims stammenden, aber in Zürich tätigen Valerio Olgiati, der mit seinem Schulhaus Paspels und dem Umbau des «Gelben Hauses» in Flims zu den meistbeachteten Schweizer Architekten zählt. Olgiati überzeugt durch eigenständige Lösungen, in denen Einfachheit und Komplexität auf faszinierende Weise zusammenfinden.

Das gilt auch für den jetzigen Entwurf, bei dem ein grosser und ein kleiner quadratischer Baukörper diagonal ineinander geschoben zu sein scheinen. Im Innern werden die Klarheit und Neutralität des Konzepts durch gezielte Irritationen in Frage gestellt. Die Fassade des weiss verputzten Baukörpers, der zusammen mit dem Schloss ein Ensemble bilden wird, soll nach Olgiatis Vorstellungen in Sgraffito-Technik ausgeführt werden. Bezug nehmend auf Engadiner Bautraditionen, greift der Architekt damit ein Thema auf, das in der zeitgenössischen Architektur an Bedeutung gewinnt: die Frage nach den Potenzialen einer modernen Dekoration. Das zweitplacierte Projekt des Churer Büros Bearth & Deplazes basiert auf dem Gedanken des Turms, der als volumetrisches Pendant zum Schlossturm möglichst weit von diesem abgerückt ist.

[ Sämtliche Entwürfe sind vom 4. bis zum 10. November im Kulturraum des Bogn Engiadina in Scuol ausgestellt. ]

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