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Zum Begriff Disneyfizierung
ORF.at

Die Entwicklung des öffentlichen Raums in den USA und Europa.

13. Dezember 2002
"Disneyfizierung ist ein Begriff, der sich mit dem Erlebnisbereich Stadt auf kultureller, kommerzieller und soziologischer Ebene auseinandersetzt. Die Disney Company, die seit jeher für ein rigides und streng reglementiertes Leben nach einfachen sozialen Parametern steht, hat bereits in den 1980er Jahren begonnen, ganze Stadtteile nach ihren Vorstellungen umzugestalten oder gar neu zu bauen.


Celebration

So entstand in Kalifornien die Siedlung „Celebration“, die aus mehreren Einfamilienhäusern im Kolonialstil besteht. Der Rasen vor dem Haus darf eine gewisse Höhe nicht überschreiten und anstelle eines Bürgermeisters mit Gemeinde ist eine Stadtverwaltung des Disneykonzerns getreten. Es gibt feste Regeln in der Gemeinschaft. Wer sie nicht einhält wird sanktioniert.


Times Square

Ähnliches passierte auf dem Times Square in New York. Über Jahre war es eine heruntergekommene Gegend, die schließlich durch die Neugestaltung des Disneykonzerns zur hippen Geschäfts- und Büromeile wurde.


Vergnügungsparks

Themenparks wie Disney World wurden in Amerika zu Modellen für den Städtebau. Zum einen werden urbane Strukturen propagiert, die sich an Werten des amerikanischen Kleinstadtlebens, wie Sicherheit, Sauberkeit, Nachbarschaft und Service orientieren, andererseits steht der Begriff Disneyfizierung für eine Verknüpfung von historisierender Fassadenarchitektur mit kommerziellen und touristischen Vermarktungsstrategien.


Las Vegas

Eindringlichstes Beispiel dafür ist Las Vegas, wo der Dogenpalast oder der Canale Grande mit seinen Gondeln nachgebaut wurden. Eine fotografische Arbeit von Alexander Timtschenko nimmt in der Ausstellung darauf Bezug.

Dorit Magreiter, die ebenfalls mit einer Arbeit im Künstlerhaus vertreten ist, zeigt derzeit in dem Video „Remake: Las Vegas“ in der Galerie Krobath und Wimmer, wie diese historisierenden Kitschnachbildungen als Hotels genutzt werden.


Europäische Szene

In Europa stellt sich die Entwicklung etwas anders da. Im Gegensatz zu den USA bedarf es keinerlei Simulation von historischer Architektur, sondern einer peniblen Konservierung historischer Fassaden. Die Altstadt wird nach außen hin musealisiert während sich im Inneren ein Funktionswechsel vollzieht. Wohnraum wird in Bürofläche umgewandelt und mittelständische Läden werden von internationalen Konzernen verdrängt.

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