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Verwirrende Präsentation
Neue Zürcher Zeitung

Die Zürcher Architekten Vehovar & Jauslin in Paris

31. Dezember 2002 - Marc Zitzmann
Knapp sechzig Modelle, kleine und mittelgrosse, hängen am Eingang der Pariser Galerie d'architecture an einer froschgrünen Wand - ohne jede weitere Information. Was als Aufhänger für die Ausstellung, die dort dem Zürcher Architekturbüro Vehovar & Jauslin gewidmet ist, zur Not durchgehen mag, ist als Gesamtkonzept kaum befriedigend. Wer das Faltblatt übersieht, das auf einem Tresen ausliegt, erfährt nicht einmal, wer Mateja Vehovar und Stephan Jauslin sind, dass sie 1996 in Zürich ein Büro gegründet und dank ihrem Projekt für die Arteplage in Yverdon Bekanntheit erlangt haben. Abgesehen davon, dass dem Pariser Publikum die Expo 02 bestenfalls vage etwas sagen dürfte: Wer mag erahnen, dass die Modelle im Eingangsbereich zu ganz verschiedenen Projekten gehören, während die Collagen aus Fotos, Skizzen, Zeichnungen und Computerbildern, die im Hauptbereich auf sechs niedrigen Leuchttischen zwischen grossen durchsichtigen Plasticballons zu sehen sind, die Entwicklung des Projekts für die Landesausstellung dokumentieren? Die in psychedelischen Farben verschwimmenden Videoaufnahmen der fertiggestellten Arteplage jedenfalls dürften zur Aufklärung dieser und ähnlicher Fragen wenig beitragen. Positiv zu erwähnen ist immerhin, dass die 1999 im Marais eröffnete Architekturgalerie, die bisher 24 Ausstellungen überwiegend weniger bekannten Baukünstlern und Designern gewidmet hat, sich erneut eines jungen Büros angenommen hat. Doch hapert es auch diesmal an der Didaktik.

Da ist es ein Glück, dass Mitte Januar eine deutsch-englische Monographie über die Architekten erscheinen wird. Zwar findet man auch dort allerlei selbstzweckhaftes Bildmaterial, doch erläutern kurze Einführungstexte die dreizehn vorgestellten Projekte. Charakteristika wie das Arbeiten in internationalen und interdisziplinären Gruppen, die Beschäftigung mit Videotechnik, Landschaftsarchitektur, Aussenraumgestaltung, Ausstellungs- und Rauminstallation, vor allem aber die mit grosser Sorgfalt betriebene Einbindung der Bauwerke in die Umwelt treten so hervor.


[Bis zum 18. Januar. Katalog: Emotional Landscapes. Birkhäuser-Verlag, Basel 2003. 224 S., Fr. 58.-.]

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Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung

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