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Fachhochschulen im Baurausch
Der Standard

Bildung und Karriere

Dreißig neue Studiengänge haben im Herbst ihren Betrieb aufgenommen. Bereits im Jahr 2005 soll ein Drittel der Studienanfänger an den Fachhochschulen zu finden sein. Parallel dazu gibt es eine Fülle von FH-Neubauten.

18. Januar 2003 - Franziska Leeb
Der Bedarf an adäquaten Räumen äußert sich in einem wahren Bauboom auf dem Fachhochschulsektor. Einige der noch jungen Lehranstalten nehmen bereits groß angelegte Erweiterungen in Angriff. Vom Architektenwettbewerb bis zum Bezug dauert es selten länger als zwei Jahre.

Ein herausragendes Beispiel für ein ortsgerechtes Gesamtkonzept ist die Fachhochschule Kufstein. „Möbel im Park“ nennen die Architekten Dieter Henke und Marta Schreieck den Komplex. Die zentrale Aula besticht durch stützenlose Weite und ungekünstelten Purismus: Die Erdgeschoßzone ist zum Park hin verglast, die massiven Wände bestehen aus Sichtbeton, der Boden aus dunkelgrünem Serpentin. Aula, Cafeteria und Bibliothek sind so angelegt, dass sie auch für externe Nutzungen geeignet sind.

Da hier unter anderem Facility-Management gelehrt wird, kann ökonomische Raumbewirtschaftung gleich vor Ort exerziert werden. Deshalb auch die innovative zweischalige Klimafassade. Sie war den Architekten wichtig, um „den Inhalt der Lehre auch nach außen zu transportieren“.

Bald soll erweitert werden. Dazu muss man nur eine Stirnwand des mäanderförmig um die Aula organisierten Gebäudes entfernen. Im städtebaulichen Konzept hat das Team Henke/Schreieck bereits weitere Ausdehnungen angedacht: Die Fachhochschule wäre dann Teil eines multifunktionalen innerstädtischen Zentrums.

Ebenfalls zentral liegt die FH Wels. Nächst dem bestehenden Gebäude wird im März mit dem Neubau von Architekt Andreas Treusch begonnen. Seine Devise: „Die Fachhochschule soll Teil der Stadt sein.“ Eine in den Stadtraum ausgreifende Terrasse und das transparente Foyer mit anschließender mehrgeschoßiger Halle werden diese Absicht unterstützen.

Rege baut auch die FH Joanneum. Bis Herbst 2004 wird das erste Modul des Campus Graz West mit Hörsälen, Büros, Bibliothek, Mensa und Tiefgarage bezugsfertig sein. Den europaweiten Wettbewerb für das rund 20 Millionen Euro teure Projekt gewann die portugiesisch-österreichische Kooperation Goncalo Byrne und Thomas Zinterl.


Idylle oder Zentrum

Bereits im Sommer muss das Gebäude für den Lehrgang „Gesundheitsmanagement im Tourismus“ in Bad Gleichenberg von Architekt Alfred Bramberger fertig sein. Um den beschaulichen, aber etwas entlegenen Standort hochwertiger zu positionieren, wurde erst vergangenen Juni der Wettbewerb für den Neubau am Kurpark abgeschlossen. Das Innere des ambitionierten Projektes profitiert von der Hanglage im Grünen durch mannigfaltige Ausblicke zum Wald und zum Park.

In weniger idyllischer Lage, im Gewerbegebiet am Klagen- furter Südring, ist der Studiengang Telematik und Netzwerktechnik des Technikum Kärnten untergebracht. 2001 wurde der erste Riegel des vier parallele Baukörper umfassenden Gesamtprojektes vollendet. Klar und nüchtern haben die Architekten Edgar Egger, Kurt Falle und Toralf Fercher den über dem Eingang auskragenden Bau angelegt. Die Hauptstiege verbindet entlang der westlichen Glasfassade alle drei Geschoße. Die Obergeschoße bieten jeweils 480 m² flexibel teilbare Nutzfläche.

Ähnlich linear, in der Ausbildung aber weniger schroff ist die nagelneue, von der Arge Neumann/Prochazka geplante Fachhochschule des Technikum Wien auf dem Höch-städtplatz. Das Projekt auf dem ehemaligen NÖM-Gelände gilt als Zugpferd für die Ansiedlung eines IT-Clusters. Offiziell eröffnet wird im April.

Kein ganz neuer Architekturstern im Stadtbild ist die Fachhochschule Vorarlberg in der Dornbirner Achstraße. Die ehemalige Textilschule zählt zu den Highlights österreichischer 50er-Jahre-Architektur. Der von Ramersdorfer/Meusburger geplante Komplex war bereits vom Abriss bedroht. Ein neues Nutzungskonzept und die vorbildhafte Revitalisierung durch die Architekten Kaufmann, Ritsch, Lenz und Dietrich rettete die kühne Architektur.

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