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Klare Konzepte
ORF.at

Was kommt beim Gast besser an: der Alpinstil oder die zeitgenössische Architektur?

22. Januar 2003
Für die nächsten zehn Jahre rechnen die Experten mit einer Flurbereinigung. Ein Viertel der gedankenlos gebauten Hotels werden verschwinden und die jüngste Generation der Hoteliers wird sich mit durchdachten Konzepten im stimmigen Ambiente an eine zahlungskräftige junge Touristengeneration wenden.


Die umgebaute Kundschaft

Das zeigt zum Beispiel das Café-Restaurant Dengg in Innsbruck, das Architekt Hanno Vogl-Fernheim umgebaut hat. Das rustikale Interieur wurde entfernt und durch ein modernes ersetzt. Die alten Stammgäste blieben aus.

Das war von der Bauherrin aber durchaus beabsichtigt, sie setzt auf eine jüngere Klientel, in der sie die Zukunft des Tourismus sieht. Die Architektur garantiert aber noch lange nicht den wirtschaftlichen Erfolg.


Modern allein macht's nicht

Das zeigt das Alpinhotel Vier Jahreszeiten im Bitztal: Trotz ambitionierter Architektur werden dort Auslastungsschwierigkeiten beklagt. Architekturkritiker Walter Chramosta meint, man fände ebenso funktionierende Lederhosenarchitektur, wie bankrotte Hoteliers mit zeitgenössischen Bauten.

Wenn das Konzept und die Architektur stimmen, dann stimmt auch die Kassa. Das zeigt eine Molkerei im Zillertal, die vorbildlich ökologisch wirtschaftet, und dies in einem von Johannes Wiesflecher gestalteten Schauraum den Touristen präsentiert. Wie Käse gemacht wird, erfahren hier jedes Monat Tausende Menschen, die in Bussen anreisen und anschließend zur Degustation eingeladen werden.


Mangelndes Förderwesen

Otto Kapfinger beklagt, dass es trotz des bedeutenden Wirtschaftsfaktors Tourismus - allein in Tirol gibt es jährlich 40 Millionen Nächtigungen - außer dem Staatspreis bisher keine staatlichen Förderungen für Architektur gibt. Kapfinger ortet ein diesbezügliches Defizit an den österreichischen Universitäten, er fordert eine akademische Recherche im Hinblick auf sanften Tourismus, gezielte Ausbildungen und universitäre Impulsprojekte.

Da dies alles fehlt, sei in Österreich der Anteil guter Architektur im Tourismus noch viel kleiner als zum Beispiel im Einfamilienhausbereich, so Kapfinger.

Nicht umsonst heißt es wohl, der Tourismus sei der Tod jeder Kultur. Ein Phänomen, dem man sich gerade dann stellen sollte, wenn der Tourismus eine der Haupteinnahmequellen eines Landes darstellt.

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