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Eine Sportanlage und ein Hotel wurden mit dem Architekturstaatspreis 2002 ausgezeichnet.

22. Januar 2003
Ein avantgardistisches Wahrzeichen ist die Sprungschanze Bergisel von Zaha Hadid aus London. Der Bergisel ist der Ort der Tiroler Selbstbehauptung in den legendären Schlachten unter Andreas Hofer, und einiger Triumphe des heimischen Wintersports.


Provinz und Welt

Die 1925 errichtete Schanzenanlage genügte den Anforderungen der Springer und Zuschauer sicherheitstechnisch nicht mehr. Die Finanzierung erfolgte durch Bund, Land Tirol, Stadt Innsbruck und ÖSV. Dass es zu einem geladenen Wettbewerb kam, war keine Selbstverständlichkeit. Der ÖSV hatte die Planung bereits einem seiner Funktionäre zugeschanzt.

Zaha Hadid berücksichtigt in ihrem siegreichen Projekt auch die Nebenbauten wie Trainertribüne, den Sprungrichterturm und ein Kommentatorengebäude. Diese Entwürfe werden jedoch nicht ausgeführt.


Regional nicht rustikal

Das Hotel St. Anton in St. Anton am Arlberg von Architekt Wolfgang Pöschl definiert sich als multifunktionaler Wertschöpfungsapparat, nicht allein als Beherbergungsbetrieb. Es verzichtet auf banal-rustikale Anbiederungen und respektiert trotzdem die regionale Baukultur.

Die unorthodoxe Verknüpfung mehrerer an diesem Standort sinnfälliger Funktionen optimiert den kommerziellen Erfolg dieses Unternehmens. Je nach Saison kann der Betrieb als Hotel mit Vollpension oder als Appartementhaus mit Einheiten zu vier bis acht Betten mit eigener Kochgelegenheit laufen.


Nominierungen

Auch das Naturhotel Chesa Valisa von Architekt Hermann Kaufmann wurde für den Staatspreis nominiert. Aus einem Jahrhunderte alten Gasthaus und einem Bau der 60er Jahre ist ein Betrieb gewachsen, der sich aus der Verschmelzung von Geschichte, Ort und Dienstleistung definiert.

Der Umbau gibt dem heterogenen Ensemble eine attraktive Mitte, definiert den Empfang, rahmt den Hof und stellt verschiedene Aufenthalts- und Servicebereiche bereit. Prägende Raumelemente sind die leicht gekrümmte Stampflehmwand und die vielen in Holz ausgeführten Oberflächen.


Holzbauers Antithese

Die Schi-WM 2001 leitete eine Neuordnung von St. Anton ein. Nach der Verlegung der Arlbergbahn hat man zwar auf der Bahnhofsbrache eine Pseudowildnis gegärtnert, aber die Jahrhundertchance, das Zentrum an die Hausberge heranzuführen, besteht noch.

Die Fest- und Sportarchitektur „Arlberg.well.com“ von Helmut Dietrich und Much Untertrifaller - ebenfalls für den Staatspreis nominiert - ist dabei städtebauliches Bindeglied: einerseits getarnt halb in den Hang geschoben, andererseits sich mit sparsamen Gesten zum Tal öffnend. Die Stadthalle kann in kühlem Flair ein globales Publikum anziehen. Endlich ein Bau, der zur strittigen Maßstabsfrage der alpinen Tourismusarchitektur - wie sie das benachbarte Hotel Post von Clemens Holzmeister seit 1929 aufwirft - eine schlüssige Antwort findet.

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