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Amalgam traditioneller Versatzstücke
ORF.at

Es gehört noch immer viel Mut dazu, will man in den Alpen gute Architektur realisieren.

22. Januar 2003
Die alpine Bauwelt beherrscht zu 90 Prozent nach wie vor der internationale Alpinstil, auch Lederhosenstil genannt. Weiterentwickelt hat sich dieser aus traditionellen Bauelementen zusammengesetzte Stil in eine bedenkliche Richtung: „pseudoalpin, aufgemotzt auf Hollywood“, also etwa der Verschnitt eines Bauernhauses mit einem Loire-Schloss. Mit solchen Gebäuden hoffen besonders unsichere Bauherrn auf größere Akzeptanz bei Touristen.


Tribut an den Massentourismus

Architekturtheoretiker Otto Kapfinger beklagt, dass oft zwar der Zeitgeist, nicht aber die gute Architektur im österreichischen Tourismus Einzug gehalten hat. So wurde in Ischgl über Nacht ein neues Hotel errichtet mit japanischem Meditationsgarten - ein urbanes Designklischee - oder man errichtete auf einem Gletscher eine Arena, um dort abgestandene Rockgrößen einzuladen. Lauter kurzfristige Maßnahmen, die langsfristig nichts brächten, wie Otto Kapfinger überzeugt ist. Aber der Massentourismus fordert eben seinen Tribut.


Der Mut der frühen Jahre

Hotelier Klaus Kessler, der mit seinem Hotel St. Anton am Arlberg den Staatspreis gewonnen hat, will nicht über die Bausünden der Vorfahren moralisch urteilen. Er ist Hotelierssohn in der vierten Generation und schätzt durchaus die Aufbauarbeit, die seine Väter im Tourismus geleistet haben - Bauernburschen, die mit viel Mut und Unternehmergeist riesige Kästen in die Landschaft gestellt hatten.


Neue Perspektiven

Später seien dann die Perfektionisten gekommen, mit den vergoldeten Wasserhähnen. Und jetzt sei die jüngste Generation dabei - mit rotem Porsche vor der Tür, viel Geld in der Tasche auf der Suche nach neuen Zielen - eine neue Software zu kreieren.

Kessler hat sein 500 Jahre altes Hotel mit Architekt Hermann Kaufmann zu einem Ökohotel im modernen Design umgebaut. Für ihn war von Anfang an klar: Wichtig ist ein stimmiges Konzept, in dem sich die Architektur in dienender Funktion unterordnet.

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