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Projektentwicklung ohne Frust
Der Standard

Im geförderten Wohnbau mischt eine Vielzahl von Akteuren mit. Die Publikation „Im Boot“ lässt sie zu Wort kommen und liefert auch gleich Handlungsanleitungen für eine zielorientierte Projektentwicklung.

27. Januar 2003 - Franziska Leeb
„Finanzielle Desaster entstehen oft durch Verzögerungen“, sagt Heidi Pretterhofer. Und Verzögerungen entstehen, wenn Rahmenbedingungen zum Zeitpunkt einer Wettbewerbsausschreibung nicht geklärt oder gar Grundstückseigentümer und Bauherren nicht eingebunden wurden. Wie das etwa 1993 beim Wettbewerb Europan 3 für den Grazer Standort Wassergasse der Fall war. Bis heute hat man dort nicht gebaut. Die Architekten planten mangels klar definierter Parameter mehrere Varianten. Dann wurde das erste Ansuchen um Wohnbauförderung abgelehnt: wegen zu großer Abweichungen vom Wettbewerbsprojekt. Inzwischen ist der Wohnbau zumindest eingereicht.

Heidi Pretterhofer ist Architektin und hat mit Dieter Spath die Publikation „Im Boot“ herausgegeben. Das Buch fasst die Ergebnisse des Forschungsprojektes „habitat2000plus“ zusammen. Zugleich soll es als Handlungsanleitung für die Durchführung von Wettbewerben auf dem Wohnbausektor dienen. In Diskussionsrunden und Interviews mit Vertretern sämtlicher ins Wohnbaugeschehen involvierter Personengruppen wurden umfassende Einsichten in die Bedingungen der Wohnbauproduktion gewonnen.

Gleichzeitig erfolgte auch eine Evaluierung der sechs bisher stattgefundenen Runden des seit 1989 abgehaltenen Europan-Wettbewerbs. Europan ist eine im Zweieinhalb-Jahres-Rhythmus stattfindende, von 19 Nationen getragene Wettbewerbsinitiative im Bereich Wohn- und Städtebau für ArchitektInnen unter 40 Jahren.

Die im Zuge von „habitat2000plus“ gewonnenen Erkenntnisse werden erstmals beim bereits ausgeschriebenen Verfahren Europan 7 angewendet. Die österreichische Eröffnungsveranstaltung findet am 8. Februar, 19 Uhr, in Wien 7, Schottenfeldgasse 72 statt. Eines der Highlights: der Vortrag der Architektin Nasrine Seraji „Housing As A Right And Not A Privilege“.

Mit ihrer Publikation laden Pretterhofer/Spath aber auch alle Akteure sowohl im geförderten Wohnbau als auch im gesamten Wettbewerbwesen ein, ins Boot der neu gegründeten „Gesamtagentur des Wohnens“ zu steigen. Der Leser erfährt aus Zitaten, Diagrammen und kritischen Essays - u. a. von STANDARD-Mitarbeiterin Ute Woltron - viel Wissenswertes über das Wettbewerbswesen und zu Wohnbau-Fakten. Ein Aktionsplan liefert eine Idealmatrix für die Abwicklung von Architekturwettbewerben. (leeb)


[Buchtipp: Heidi Pretterhofer, Dieter Spath (Hrsg.),
Im Boot - Prozessmanagement im Wettbewerbsverfahren/ Wohnbau Wien,
2002, 24,80 €
www.europan.at
www.europan-europa.com]

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