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Entscheidung Ende Februar
ORF.at

Die Vorschläge von Libeskind und „THINK“ setzten sich unter insgesamt mehr als 400 Bewerbungen durch.

6. Februar 2003
Zwei Architektenteams sind in der Vorausscheidung um die Neubebauung von Ground Zero weitergekommen. Das Berliner Architektenteam um Daniel Libeskind gehört zu den Finalisten, deren Entwürfe für das neue World Trade Center in die letzte Runde gehen. Der eine Entwurf will Ground Zero mit Mauern umgeben, die die Fundamente der Demokratie symbolisieren, der andere möchte die Wiedergeburt New Yorks durch zwei aufragende Türme der Kulturen darstellen.

Neben Libeskind, der unter anderem das Jüdische Museum in Berlin entworfen hat, gewann das New Yorker Team „THINK“. Sowohl Libeskind, als auch „THINK“ wollen neue Super-Hochhäuser an die Stelle der am 11. September 2001 von Terroristen zerstörten Zwillingstürme setzen. Beide Entwürfe haben in den oberen Etagen keine Büros, sondern beherbergen eine Aussichtsplattform zum Gedenken an die Opfer des Terroranschlags bzw. einen hängenden Garten.


Zwei Denkschulen

Hoch hinaus wollen beide Teams, doch unterschiedlicher könnten die Vorschläge kaum sein. Während THINK ihre Helix-Türme im wesentlichen als hohle Struktur entwerfen, die mehr Symbolcharakter als konkreten Nutzwert aufweist, schlägt Libeskind tatsächlich umbaute Kubatur vor. Welcher Entwurf den Investoren damit mehr am Herzen liegen wird, ist somit offensichtlich.


Aus 6 mach 2

„Die beiden Entwürfe werden am besten den von uns festgelegten Kriterien gerecht“, sagte der Vorsitzende des Planungskomitees, Roland Betts. Das Votum für ihre Pläne wurde von der Entwicklungsgesellschaft für den Wiederaufbau am Dienstagabend offiziell bekannt gegeben. In der Nacht zuvor waren die anderen sechs Bewerber bei einer geheimen Abstimmung ausgeschlossen worden. Einen endgültigen Plan kündigte die Lower Manhatten Development Corporation (LMDC) für Ende Februar an.


Gardens of the World

Libeskind begrüsste das Ergebnis bei einer Pressekonferenz und erklärte, er wolle mit seinem Entwurf den Optimismus und die Vitalität der Stadt New York und der Welt nach den Anschlägen deutlich machen.

Sein Plan, „Gardens of the World“ genannt, sieht einen 530 Meter hohen Wolkenkratzer mit transparenten Wänden vor. Daneben will Libeskind weitere futuristische Gebäude um das Fundament der früheren WTC-Türme setzen. Hier sollen zwei öffentliche Plätze entstehen, auf die die Sonne jedes Jahr zur Zeit der Terrorangriffe scheinen wird, ohne Schatten zu werfen.


Kultur statt Handel

Der zweite Final-Vorschlag stammt von dem internationalen Team „THINK“ um die beiden New Yorker Architekten Rafael Vinoly und Frederic Schwartz. Ihr „World Cultural Center“ erinnert mit zwei je 499,5 Meter hohen, vergitterten Spitztürmen stark an das bei den Terroranschläge am 11. September 2001 zerstörte World Trade Center mit seinen damals 405 Meter hohen Türmen. In diesen gläsernen Türmen will das Architektenteam ein Museum, ein offenes Amphitheater, ein Konferenzzentrum und eine Aussichtsplattform einrichten. Bisher sind die Petronas-Zwillingstürme in Malaysia mit je 444,9 Metern das höchste Gebäude der Welt.


Änderungen möglich

Beide Entwürfe gelten in ihrer derzeitigen Form bei den offiziellen Stellen noch verbesserungsfähig. Die beiden Architektenteams haben auch schon ihre Einwilligung zur Änderung ihrer Pläne erteilt. Dabei geht es, wie von offizieller Stelle versichert wird, nicht darum Kompromisse zu finden, sondern die Pläne noch zu verbessern. Die Kernideen der Entwürfe sollen dabei erhalten bleiben.

Die Vorschläge zur Neugestaltung des 6,4 Hektar großen Geländes wurden aus 407 Bewerbungen ausgewählt. Die Entwicklungsgesellschaft hatte die Planungszeit im August vergangenen Jahres um bis zu drei Monate verlängert, nachdem die bis dahin eingereichten Vorschläge auf wenig Begeisterung gestoßen waren. Im Rennen waren zuletzt noch die Vorschläge von sieben Architekturbüros.

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