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Hotel Attraction
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Auch Antoni Gaudi wurde posthum ins Rennen um Ground Zero geschickt.

6. Februar 2003
Der New Yorker Ground Zero ist derzeit wohl der am meisten diskutierte Bauplatz der Welt. Ob Foster, Libeskind oder Meyer, kein Stararchitekt, der nicht eingehender Kritik unterzogen wurde. Einer der originellsten Vorschläge kam Anfang im Jänner aus Barcelona, quasi zum Abschluss des Gaudi-Jahrs zum 150. Geburtstag des eigenwilligen katalanischen Baumeisters - mit wenig Aussicht auf Erfolg, wie sich spätestens jetzt gezeigt hat.


Architekturarchäologie

Die Kulturbehörde Barcelonas hat den nie realisierten Entwurf für ein Hotel in die Diskussion eingebracht, das der spanische Architekt Antoni Gaudi (1852-1926) vor fast 100 Jahren für die US-Metropole konzipiert hatte. Das 360 Meter hohe „Hotel Attraction“ ist um 1908 im Auftrag zweier New Yorker Geschäftsleute entworfen worden und wäre seinerzeit das höchste Gebäude der Stadt gewesen. Die Baupläne galten lange Zeit als verschollen, tauchten 1956 aber wieder auf.

Das Hotel, das Gaudis unvollendeter Monumentalkirche Sagrada Familia in Barcelona ähnelt, sollte nach Vorstellungen des katalanischen Architekten fünf riesige Säle als Symbol der verschiedenen Kulturen der fünf Kontinente erhalten.


Gaudi-Jahr zum 150sten

Gaudí war der wichtigste Vertreter des „Modernisme“, eines Stils, der als Pendant zum Jugendstil oder zur Art Nouveau gilt. Seine verspielten Konstruktionen zeichnen sich durch runde und fließende Formen anstatt Ecken und Kanten aus. Wegen dieser Anlehnung an die Natur wurde Gaudí als „erster Öko-Architekt“ bezeichnet.

Die Ausstellungen, Kongresse und sonstigen Veranstaltungen lockten nach offizieller Bilanz fast sechs Millionen Besucher an, fünf Mal so viel wie die Organisatoren erwartet hatten. Dabei waren die Feiern anlässlich des 150. Geburtstags des katalanischen Baumeisters eigentlich nur als eine Art Werbegag gedacht, der Touristen anlocken sollte, aber die Idee löste eine wahre Gaudí-Manie aus.


Tragisches Ende

Als Antoni Gaudi im Juni 1926 in Barcelona von einer Straßenbahn angefahren wurde und schwer verletzt auf dem Pflaster lag, machte niemand Anstalten, dem Baumeister zu helfen. Der Trambahnfahrer setzte ungerührt seine Fahrt fort. Der Architekt starb wenig später in einem Armenkrankenhaus und geriet nach seinem Tod beinahe in Vergessenheit.

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