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Architektur-Kurs oder Pfadfinderlager?
ORF.at

Jene Studenten, die nach Hale County kommen, lernen hier das Bauen in der Praxis.

7. März 2003
In einer Villa des ausgehenden 19. Jahrhunderts schlafen Professoren und Studenten - irgendwo in Schlafsäcken mitten im Chaos. Die Architektur-Studenten, die meist aus gutbürgerlichen Verhältnissen stammen, kommen hier mit einer Welt in Kontakt, die sie sonst nie kennen lernen würden.

In Hale County leben Menschen wie sonst wo. Sie fahren Auto, essen, trinken, lieben - aber wo ist die Arbeit? Warum leben sie hier? Hier geht um das Erkennen elementarer Bedürfnisse. Und es ist offensichtlich, dass ihnen bei der praktischen Arbeit von vielen Handwerkern und Hilfskräften geholfen werden muss.


Exotische Schöpfungen

Sie haben nicht entworfen und dann nach ihrem technischen Vermögen gebaut. Es wurde ihnen geholfen - aber das war es dann auch schon. Die Architektur ist exotisch: Professor Mockbee scheint bei den ersten Bauten starken Einfluss auf die Entwürfe gehabt zu haben.

Dietmar Steiner, Leiter des Architekturzentrums Wien meint, dass Mockbee die Linie vorgab, die von begeisterungsfähigen Studentinnen und Studenten ausgeführt wurde. „Go west, dream and build your house, that's it“. Das ist eben amerikanischer Pragmatismus: Just build it!


Ein Privileg

Nathan Orson, einer der Studenten, der hier wie alle anderen ein Jahr lang gelebt hat, meint, es sei ein Privileg, eine solche Art der Ausbildung zu erhalten. Denn hier habe er Erfahrungen gesammelt, die er sonst nirgendwo hätte machen können.


Ausbildungs-Plan

Im zweiten Jahr bauen die Studenten ein Einfamilienhaus für die ärmsten Familien. Im fünften Jahr werden sie zumeist mit einem Gemeindezentrum oder einem Seniorenheim betraut.

Nathan Orson erzählt, dass die erste Hälfte des ersten Jahres ganz der Materialsuche gewidmet sei. Man belege einen Kurs, wo und welche Baustoffe in der Gegend zu finden seien und wie man sie verwende. Erst in der praktischen Arbeit hat Nathan Orson seine Entwürfe verstanden. Muss man sie selbst in die Praxis umsetzen, dann weiß man sofort: Das geht und das geht nicht.

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