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Gebäude, das ein Land verändert hat
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Die wichtigste Inspirationsquelle Utzons war die Natur. Für sein muschelförmiges Opernhaus ging er von der Idee einer Plattform aus.

7. April 2003
Zu den ersten Gratulanten Jörn Utzons gehörte der Pritzker-Preisträger Frank Gehry, der 1989 für das Guggenheim-Museum in Bilbao geehrt worden war. Es sei längst überfällig gewesen, dass der Däne die höchste Auszeichnung für Architekten erhalte, sagte Gehry.

Utzon habe mit dem Opernhaus ein Bauwerk geschaffen, das seiner Zeit weit voraus gewesen sein, trotz negativer Reaktionen habe das Gebäude das Bild eines ganzen Landes verändert und es sei das erste gewesen, das mit seiner Architektur universelle Präsenz erlangt habe, so Gehry.


Stadttheater Zürich entworfen

Utzon entwarf neben der Oper von Sydney weiters das Stadttheater in Zürich (1964), das im Golfkrieg schwer beschädigte Parlamentsgebäude in Kuwait (1972) und die Bagsvaerd-Kirche in Kopenhagen (1976), sein wichtigstes Projekt in Dänemark.

Als Utzon 1957 mit seinem Entwurf den Wettbewerb für die Oper von Sydney gegen etwa 230 Einsendungen gewann, bedeutete das seinen internationalen Durchbruch. Das Dach gestaltete er aus 60 Meter hohen Betonschalen, die sich wie geblähte Segel zum Hafen hin öffnen. Ausgegangen war Utzon von der Idee einer Plattform, auf die ihn eine Reise nach Mexiko gebracht hatte. Mayas hatten große Plattformen in den Dschungel gesetzt, um ihre Tempel darauf zu errichten. Utzon faszinierte, wie die Ureinwohner so ihre „Landschaft transformiert haben“.

In einem Quicktime-Kurzfilm erklärt Utzon die Geschichte seines Entwurfes.

Aus Sydney „davongejagt“

Warum der Schöpfer der Oper von Sydney sein Werk nie in natura gesehen hat, erläutert Peter Gerdes in einem Porträt für die NZZ: Utzon sei mit Schimpf und Schande davongejagt worden, „weil er der damals neu gewählten konservativen Regierung mit seinem kreativen Denken und den damit verbundenen Unklarheiten, was die Kosten anbelangte, auf die Nerven ging“. Die äußere Hülle sei wie geplant fertig zu stellen, aber der Innenausbau habe rasch und kostengünstig zu erfolgen, meinten die sparwütigen Politiker damals. Bürokraten wurden zur Überwachung eingesetzt. Utzon packte und kehrte nie wieder nach Sydney zurück.


Natur inspirierte Architektur

Jörn Utzon wurde 1918 geboren und gilt als bedeutendester dänischer Architekt des 20. Jahrhunderts. Sein Vater war ein geschickter Schiffsbauer, dessen Boots-Entwürfe noch heute in Verwendung sind. Weitere Anregungen erhielt er vom Cousin seines Vaters, dem Bildhauer Einar Utzon-Frank.

Inspiriert wurde Jörn Utzon von Architekten wie Alvar Aalto und Frank Lloyd Wright, deren Mitarbeiter er kurze Zeit war und deren organisches Architekturverständnis große Bedeutung für Utzons eigene Architektur hatte, die als „expressiv“ und „skulpturell“ bezeichnet wird. Wichtigste Inspirationsquelle Utzons: die Natur.

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