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Der Architekt
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Das MAK zeigt erstmals unveröffentlichte Skizzen des 1978 verstorbenen italienischen Stararchitekten Carlo Scarpa.

9. April 2003
Beton, Metall und Holz sind die Materialen von Scarpas Bauwerken. 1906 in Venedig geboren, studierte er dort Architektur und war zunächst am Architekturinstitut als Assistent tätig.

Schon früh nahm er Kontakt mit Handwerksbetrieben auf und war Berater bei Cappelin & Co auf Murano. Sein Bezug zum Kunsthandwerk entsprach der Tendenz der 20er Jahre und ist auch in seiner Ablehnung des faschistischen Bauens begründet. 1931 legte er den Missbrauch des Klassizismus durch den Nationalsozialismus in der Schrift „Il lavoro fascista“ dar.


Erste (Um)bauten

Mit dem Umbau der Ca'Foscari in Venedig in den 30er und 50er Jahren gelang es ihm erstmals, die Einbeziehung historischer Architektur in Projekte zu erproben.

Er befreite den Palazzo von den Spuren des 18. und 19. Jahrhunderts und führte die Fassadengestaltung zu spätgotischem Formenrepertoire zurück, indem er Verglasungen hinter Maßwerkfenster setzte.


Canova

Mit dem Erweiterungsbau der Gipsothek von Antonio Canova in Possagno während der Jahre 1955 bis 1957 konnte Scarpa sein großes Wissen um Licht, Innenraumgestaltung und Skulptur kongenial verarbeiten.

Mittels dreieckigen Oberlichten, die in den oberen Ecken des Museums angebracht wurden, strahlte direktes Licht auf Skulpturen oder schuf bestrahlte Unterbrechungen im Raum. Mittels dieser Lichtregie gewährte Scarpa Caonovas Skulpturen den nötigen Umraum und rückte ihre bildhauerische Qualität ins Zentrum.


Grabmahl Brion

Scarpas durchdachtestes und wohl bekanntestes Werk ist das 1978 fertig gestellte Grabmahl für das Ehepaar Brion in San Vito d'Altivole in Treviso.

Wer je dort war, ist beeindruckt von der gartenähnlichen Landschaft mit ihrem Teich, dem Kreuzgang und dem Grabmahl. Die Brions lebten in dem nahen Dorf Asolo und wollten auch in der Nähe ihres Wohnorts begraben sein.


Ein Park als Grabanlage

Scarpa äußerte, dass ihm 100 Qadratmeter für die Grab-Anlage genügt hätten, es standen ihm aber 2.200 Quadratmeter zur Verfügung. Das Grab sollte an einem Platz an der Sonne liegen und mit der Erde verbunden sein, so der eindeutige Wunsch der Auftraggeber.

Um diese Erdverbundenheit zu dokumentieren, baute er einen Bogen, ein Arcosolium - dies ist der lateinische Terminus für ein Wandgrab der Christen -, unter dem die Grabsteine der Brions zu stehen kamen. Die Grabsteine sind einander zugeneigt und symbolisieren die Verbundenheit der Eheleute über den Tod hinaus.

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