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Dem deutschen Volke
Neue Zürcher Zeitung

Das Berliner Schloss und die Politik

3. Mai 2003
ces. Die Abgeordneten des Deutschen Bundestages wollten sich und dem deutschen Volke auch einmal etwas Nettes gönnen, als sie im Sommer 2002 für den Wiederaufbau des Berliner Schlosses stimmten. Jedenfalls gibt so mancher heute hinter vorgehaltener Hand zu, dass er nur dafür votierte, weil ein nicht finanzierbares Luftschloss in schwierigen Zeiten auch etwas Schönes sei. Derzeit sieht die Asbestsanierung des Palastes der Republik auf der Spreeinsel ihrem Ende entgegen, was die Schloss-Diskussion wieder anheizt. Deutlich äusserte sich nun diesbezüglich Bundesbauminister Manfred Stolpe, der in einem Interview zu bedenken gab, dass in einer Zeit, in der es um den Umbau des Sozialstaates gehe, «jeder Euro umgedreht» werden müsse. In die Verantwortung von Stolpes Bauministerium wird das Schlossprojekt übergehen, sobald die Arbeitsgruppe der Kulturstaatsministerin Christina Weiss die Finanzierungs- und Nutzungsfragen abgeklärt hat. Weiss machte kürzlich deutlich, dass Projekte wie die Sanierung der Museumsinsel für den Bund absolute Priorität hätten. Für die auf 670 Millionen Euro bezifferte Schlosskopie wird eine Mischfinanzierung von öffentlichen und privaten Geldern in Erwägung gezogen. Wenn durch privates Sponsoring genügend Geld zusammenkomme, werde sich auch der Bund seiner Verantwortung nicht entziehen, erklärte Stolpe. Allerdings erwartet er, dass auf Grund der «divergierenden Gemütslage» in Berlin zwischen Hohenzollern-Anhängern und Freunden des DDR-Palastes nicht so viel «Herzblut» für das Schloss ins Spiel käme, wie es sich bei der Dresdner Frauenkirche zeigte.

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