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Zwischen Ratgebern und Günstlingen
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Die Verwirklichung großer Architekturprojekte in Salzburg ist immer gleichbedeutend mit einer langwierigen öffentlichen Diskussion.

3. Mai 2003 - Sabine Oppolzer
„in/aus/nach Salzburg“ ist der Titel einer Ausstellung zur Salzburger Architektur der letzten zehn Jahre, die am 29. April im Wiener Ringturm eröffnet wurde. Vorgestellt werden ca. 70 Projekte von Architekten, die in Salzburg leben, aus Salzburg stammen oder nach Salzburg gekommen sind, um dort zu bauen. Neben den einzelnen innovativen Projekten junger Architekten werden auch die großen Themen der Salzburger Architektur nachvollziehbar aufbereitet: Es wird grundsätzlich erörtert, warum es diese Diskussionen überhaupt gibt.


Problem: Auftragsvergabe

Salzburg hat Probleme mit den großen Projekten. Die kleinen blühen im Verborgenen. Der Grund dafür: Der Bauherr der Prestigeprojekte ist zumeist das Land. Und das Land habe Einflüsterer, die schlecht informiert seien, wie Peter Ebner, als Leiter der Initiative Architektur Salzburg, verantwortlich für diese Schau, erklärt.

Auch Architekturpublizist Norbert Mayr, der vor allem für die Salzburger Nachrichten schreibt, meint, es gehe bei den großen Diskussionen selten um faktische Probleme. So entstanden rund um den Bau des kleinen Festspielhauses, das von Wilhelm Holzbauer gebaut wird, heftige öffentliche Debatten. Der Grundtenor: Es ginge nicht um die richtige architektonische Entscheidung, sondern darum, Günstlingen einen Auftrag zu erteilen.


Ungeliebte Sieger

Ganz anders lief das bei dem Wettbewerb um das Museum am Mönchsberg, den das völlig unbekannte Architektenteam Friedrich/Hofmann/Zwinck gewann. Anschließend versuchte die Stadt, dieses Projekt wieder ins Aus zu lenken. Peter Ebner erklärt, er hätte eines Tages einen eigenartigen Anruf erhalten: „Ob er dieses Projekt nicht auch furchtbar hässlich fände?“.

Peter Ebner führt diese Initiative darauf zurück, dass das Land die Ausschreibung für eine höhere Quadratmeterzahl gemacht habe als tatsächlich zugelassen. Seiner Meinung nach habe in diesem Fall aber das Land Salzburg vorher seine Hausaufgaben schlecht gemacht und sich in den Zahlen geirrt. Schuld daran sei keineswegs das Architektenteam, das sich an alle Vorgaben gehalten hätte. Für Peter Ebner ist und bleibt das Projekt von Friedrich/Hoffmann/Zwinck ein Siegerprojekt. „Es ist, was es ist“.


[ in/aus/nach Salzburg bis 13. Juni, Architektur im Ringturm, 1010 Wien, Schottenring 30, Montag bis Freitag 9.00 bis 18.00 Uhr, Donnerstag bis 19.30 Uhr. ]

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