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Blühen im Verborgenen
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Die meisten der jungen, mutigen Architekturprojekte in Salzburg gehen in den Diskussionen um große Prestigebauten unter.

3. Mai 2003 - Sabine Oppolzer
Während die großen Projekte im Zentrum Salzburgs jahrzehntelang diskutiert werden, gedeiht die zeitgenössische Architektur an der Peripherie und in der Abgeschiedenheit der Landschaft sehr gut.


Mutig und kompromisslos

Da hat etwa Adolph Krischanitz in seinem Heimatort Schwarzach im Pongau einen Zubau zum Tauernbahnmuseum errichtet: einen Quader aus Sichtbeton, dem oben zwei Lichtkuppeln in Würfelform aufgesetzt sind. Ein für diese Gegend ungewöhnlicher Bau, weil kompromisslos. Es ist der Zubau zu einem alten Lokschuppen, der seit einiger Zeit als Tauernbahnmuseum in Funktion ist.

Für Adolf Krischanitz ist die Tauernbahn eine der schönsten Bahnen Österreichs. Schön wie die Semmeringbahn - nur unbekannt.


Zeitgenössische Architektur zahlt sich aus

Das Büro Bulant-Wailzer hat mit einer wagemutigen Nur-Glas-Konstruktion eine neue Technologie ausprobiert und damit gleich mehrere Preise eingeheimst: den Dupont-Preis, den größten europäischen Glasbaupreis, zwei Bauherrenpreise und den Salzburger Landespreis.

So einfach der Glasbau aussieht, er ist höchst komplex. Es handelt sich um eine Folge von ineinander verschachtelten Räumen. Angefangen vom gemauerten Haus über den angebauten Glaskubus, über die Pergola bis hin zum offenen Gartenraum, der wiederum von einer Steinmauer eingezäunt ist. Jeder Raum hat eine andere klimatische Situation. Wie Annette Bulant-Camenon erklärt, erfolgte dieses Experiment in Zusammenarbeit mit einer renommierten Glasbaufirma und erforderte viel Mut. Inzwischen konnte dieses Experiment auch an anderen Orten realisiert werden.


Kaum beachtet

Auch das Kinder- und Jugendhaus im Stadtteil Liefering von Thomas Forsthuber wurde mehrfach preisgekrönt. Es ist ein eleganter und schlichter Bau, der sich aus mehreren Quadern zusammensetzt.

In der Schau vertreten ist auch das junge Architektenteam LP, das am Land für qualitätsvolle Architektur kämpft, oder Christine und Horst Lechner, die bereits 1993 ein mit Holz verkleidetes Atriumhaus in Kuchl in die freie Landschaft gestellt haben.

Aufsehenerregend ist auch das Projekt von hobby.a, die ihr „Haus für Eva und Fritz“ vorstellen: Ein Haus mit einer Rundumfassade aus Kunststoff. Absolut wetterfest und unverwüstlich. Das sind die Projekte, die frischen Wind in die Salzburger Architekturszene bringen. Leider gehen sie in den erhitzten Diskussionen um die großen Prestigebauten allzu oft unter.

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