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Eine singuläre Frau
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Zaha Hadid ist die einzige weibliche Erscheinung am Himmel der Star-Architekten.

13. Mai 2003 - Sabine Oppolzer
Aus ihren Augen blitzt jene Energie, aus der die 1950 in Bagdad geborene Architektin Zaha Hadid ihre singuläre Position erobert hat.

„Es ist sehr schwierig für Frauen. Ich werde oft gefragt, ob ich Glück gehabt hätte. Aber ich glaube, man muss als Frau doppelt so hart arbeiten und doppelt so gut sein wie die Kollegen. Natürlich sind die meisten Architekten Männer. Und die bilden ihre Seilschaften, treffen sich bei allen Gelegenheiten und diskutieren die wichtigen Dinge miteinander. Aber das wird sich ändern“, meint Hadid.


Meister-Theoretikerin

Hadid gilt als Meister-Theoretikerin des Dekonstruktivismus. Dazu erklärt die Architektin, die seit dem Herbst 2000 an der Universität für Angewandte Kunst in Wien lehrt:

"„Deconstruction“ war der Titel einer Ausstellung, die vor 15 Jahren im Museum of Modern Art stattfand. Das war natürlich eine Herausforderung für die konventionellen Methoden. Mehr nicht. Aber wenn man alles ändern will, dann hat man die Verantwortung, etwas Neues zu erfinden. Und das hat damals niemand geglaubt, dass es möglich sei, die Formensprache radikal zu verändern. Aber es war möglich."


Heimat Irak

Über ihre Heimat Irak ist Zaha Hadid alles andere als glücklich. Sie hofft nun auf keine religiöse Regierung, sondern auf die Installierung einer Demokratie. Denn im Irak lebten Christen, Juden und Moslems seit jeher friedlich zusammen, meint Hadid. Und der religiöse Fanatismus sei ein relativ junges Phänomen.


Liberales Elternhaus

Zaha Hadid wuchs in einem sehr liberalen Klima auf. Ihre Eltern waren zwar Moslems, sie selbst besuchte aber eine christliche Schule.

„Es ist nicht die gesamte arabische Welt fanatisiert. Das sieht nur für die westlichen Länder so aus. Es ist wie im Westen - hier gibt es sehr viele Christen und trotzdem sind sie nicht alle Fanatiker. Für mich besagt es auch nicht sehr viel, wenn Frauen im Irak einen Schleier tragen. Wenn die Tiroler ihre Trachten tragen, sind sie auch nicht verzopfter als andere. Mit dem Schleier kann man sich auch gegen die Sonne schützen.“


Ein Gegensatz zum Westen

Für eine Frau im Westen sei es ungewöhnlicher eine Architektin zu sein, als für eine Irakerin, meint Hadid. Alle ihre einstigen Schulkolleginnen seien heute Ärztinnen, Elektroingenieurinnen oder Pharmazeutinnen.


Mit 15 nach England

Mit 15 ging Zaha Hadid nach England ins Internat. Später studierte sie in London, wo sie danach zehn Jahre lang unterrichtete. Ihre Partnerschaft mit Rem Koolhaas dauerte zwar nur sechs Monate, war aber sehr förderlich für ihre Karriere, wie sie sagt.

Heute ist für Zaha Hadid alles möglich - auch ein Großbau wie das Museum für zeitgenössische Kunst in Rom mit 30.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche, dessen Baubeginn erst kürzlich stattfand. Und die diesem Projekt zu Grunde liegenden geometrischen Beziehungslinien, deren Vektoren das Gelände wie Strömungen durchziehen, sind auch die Basis ihrer spektakulär gestalteten Website.

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