Der Locus amoenus und das sündige Sodom (Letzteres in der Überzahl) - es trennt sie nur ein Teleport und eine etwas umständliche Ladezeit auf der virtuellen Spielwiese Second Life.

Die wichtigste Hilfestellung für den Noob (Neuling) bleibt nach der äußeren Gestaltung seiner Parallelexistenz als Avatar die Suchfunktion, bei der man nicht nur bestimmte Orte dieser Gegenwelt nach beliebigem Stichwort, sondern auch Auflistungen aller stattfindenden kybernetischen Festivitäten finden kann. Mit diesem Herzstück der Second-Life-Orientierung, einer Art „Hitchhiker's Guide“, können Herr und Frau Avatar sich ihre Wege durch die noch unbekannten 3-D-Gefilde bahnen.

Über Livemusik - so mancher SL Sänger wurde per Stream-Liveauftritt schon zur virtuellen Berühmtheit, 80er-Disco, Second Louvre bis hin zu wissenschaftlichen Vorlesungen an einem Cyber-Harvard-Institut: SL bietet die unmittelbare Befriedigung aller virtuellen Bedürfnisse, die man vorher nie hatte. Fast jede Institution und Bewegung mit dem jeweiligen Anhängerpotenzial findet ihr Pixel-Pendant im Metaversum. Baseballschlägertragende Jugendliche tummeln sich bei der SL Front National, Star-Wars-Fans lassen sich in Tempeln zu Jedirittern ausbilden, und Zauberlehrlinge bewerben sich für Kurse am virtuellen Hogwarts.

Bei all dem regen Treiben hält das SL Tabloid „The AvaStar“ die Benutzer auf dem Laufenden. Kopien realer Bauten sowie Fantasiewelten locken. Ob unbegrenzte Utopie oder entfremdende Dystopie, ob revolutionierendes Informationsportal oder belanglose Spielerei - für manchen User nimmt SL mittlerweile lebensbestimmende Dimensionen an. So beteuert ein Avatar im Gespräch, dass SL „a dream come true“ sei, gefolgt von dem Geständnis, 18 Stunden seines Tages in diesem Cyberspace zu verbringen.