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Das Rupertinum schrumpft sich krank
newroom
16. Januar 2009 - Norbert Mayr
Noch in den 1970er Jahren wurde in Salzburgs Zentrum trotz Altstadterhaltungsgesetz historische Bausubstanz entkernt, sodass nur die Fassade übrig blieb. Gerhard Garstenauer demonstrierte mit den Revitalisierungen des Restaurants Koller+Koller (1972/1974) und des Rupertinums (1977/1983) gemeinsam mit dem ersten Direktor Otto Breicha, dass neu gestellte Aufgaben und historische Bausubstanz vereinbar sein können. Das Gebäude als konstruktives Gefüge bot dem Architekten die gestalterische Konstante, Alt und Neu zeitgemäß zu verbinden.

Bedauerlicherweise wurden Ende der 1990er Jahre im Rupertinum u.a. die Konstruktionshölzer der Grabendächer mit Gipskartonplatten bzw. mit lackiertem Blech eingepackt, sodass dort Konstruktion, Material und Form nicht mehr erlebbar sind.

Dem Verlust an Gestaltqualität folgt nun der Verlust an Raum. Aktuell plant die Museumsleitung, das gesamte Dachgeschoß, den größten in einer Ebene durchgehenden Ausstellungsbereich des Hauses, in Büros umzuwandeln. Dafür will man zwei Zimmer der Museumsverwaltung im Nachbargebäude „einsparen“.

Schon Direktorin Agnes Husslein hat im Erdgeschoß die Galerie in der Arkade beseitigt, nun will Dirktor Stooss weitere zwei Fünftel der Ausstellungsfläche eliminieren. Räume, die „hervorragende“ Bedingungen für die Präsentation von „Grafiken und Fotoarbeiten“ bieten - so unter www.museumdermoderne.at nachzulesen -, sollen also Büros werden, der große zentrale Raum unter dem Grabendach Besprechungszimmer. Auch der mit der Glasoberlichte überdeckte Umgang des Lichthofs wird in diesen Verwaltungsbereich fallen, ein zentrales architektonisches Element des Hauses wird amputiert.

Gegenüber dem als Salzburger Museum für moderne Kunst und Graphische Sammlung 1983 eröffneten Rupertinum halbiert eine Realisierung des Umbaus den Ausstellungsbereich! Die Sachverständigenkommission für die Altstadterhaltung hat im Prinzip, noch nicht im Detail diese „Lösung“ genehmigt.

Dazu muss es Alternativen geben. Statt das Rupertinum mit einem eigenen Ausstellungs-Profil weiterzuentwickeln, will die Museumsleitung selbst das Stammhaus verstümmeln. Sie konterkariert damit die Gründungsleistung des Landes Salzburg der 1970er Jahre mit seiner architektonisch hervorragenden Umsetzung. Die Landespolitik ist gefordert.

[ Dieser Artikel ist auf DrehPunktKultur erschienen ]

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