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Architekten mahnen Qualitätssicherung ein
Der Standard

Wiener Wohnbau-Initiative

Wifo-Expertin Czerny: „Zusätzliches Geld für Neubau sehr zu begrüßen“, genaue Ausgestaltung der Initiative sei aber ausschlaggebend

16. März 2011
Einen „guten Schritt in die richtige Richtung“ nennt die Bauexpertin des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo), Margarete Czerny, die am Dienstag bekanntgegebene Wohnbau-Initiative der Stadt Wien. Diese stellt Bauträgern insgesamt 500 Millionen Euro zu günstigen Konditionen sowie Grundstücke zur Verfügung.

„Die Neubauleistung ist bereits stark eingebrochen, da ist zusätzliches Geld für den Wohnbau natürlich zu begrüßen“, so Czerny im Gespräch mit derStandard.at. Durch die Reduzierung der Wiener Wohnbauförderung seien bereits Baubeginne nach hinten verschoben worden, dadurch auch Verzögerungen in der Fertigstellung neuer Wohnungen eingetreten. Die Maßnahme sei also eine zusätzliche Schiene, um das erwartete anhaltende Bevölkerungswachstum Wiens bewältigen zu können. Gleichzeitig weist Czerny aber darauf hin, dass es auf die genaue Ausgestaltung der Initiative ankomme, wie erfolgreich sie letztlich sein wird.

Dass es - wie die FP-Wien kritisierte - „spekulativ“ sei, die Aktion auf das derzeitige niedrige Zinsniveau zu stützen, glaubt Czerny nicht. „Die Aktion ist auf zwei Jahre ausgelegt, bis dahin dürfte das Zinsniveau noch halten.“ Zunächst müsse man sich aber einfach einmal anschauen, „wie die Sache läuft“.

Architekten fordern Qualitätssicherung ein

Begrüßt wurde die Aktion, die Wohnbaustadtrat Michael Ludwig und Finanzstadträtin Renate Brauner (SPÖ) am Dienstag vorgestellt hatten, am Mittwoch auch von der Architektenkammer - allerdings vorbehaltlich eines wichtigen Zugeständnisses: Man vermisse nämlich bisher „klare Regulative über die zwingende Durchführung qualitätssichernder Verfahren wie Architekturwettbewerbe“, so Walter Stelzhammer, Präsident der Kammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten für Wien, Niederösterreich und Burgenland. Nur durch solche Instrumente könne gewährleistet werden, dass das hohe Niveau des geförderten Wohnbaus auch im Rahmen dieser von privaten Konsortien getragenen Wohnbauoffensive gehalten werden kann. „Letztlich ist es die Baukultur, die ganz wesentlich über die Lebensqualität der Menschen, die in der Stadt wohnen, entscheidet“, so Stelzhammer.

Auch die Zentralvereinigung der ArchitektInnen Österreichs (ZV) warnte davor, die Offensive „unter Ignoranz bestehender Instrumentarien zur Qualitätssicherung“ durchzuführen. Dies sei „aus städtebaulicher und gestalterischer Sicht höchst bedenklich“. Die in einer Aussendung des Wohnbauressorts von interessierten Bauträgern extra eingeforderten „ökologischen Standards“ sowie das „hohe Augemerk auf ein kinder- und jugendfreundliches Freiraumkonzept“ sollten ohnedies längst selbstverständliche Standards sein, so ZV-Präsidentin Marta Schreieck. Entsprechende Projektwettbewerbe und eine effiziente Kontrolle unter Einbindung von MA 19 und Grundstücksbeirat seien unbedingt notwendig, „um nicht nachhaltig große Siedlungsgebiete auf einem bedenklich niedrigen Niveau zu verbauen“.

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