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Schöner sterben
Spectrum

Tanja Jankowiak berichtet über „Architektur und Tod“.

30. Juli 2011 - Wolfgang Freitag
Krankheit, Hinfälligkeit, Tod: Das, könnte man meinen, seien nicht gerade Themen für den freizeitgesellschaftlichen Smalltalk. Andererseits: Was sonst liefert öfter Stoff für unsere Gespräche als die jüngste Diagnose oder der Abschied von einem geschätzten/geliebten Menschen? Ganz abgesehen von den Massen an TV-Unterhaltungsware, die uns mit Einschlägigem versorgen – von der Spitalsserie bis zur Bestattungsinstituts-Saga.

Spätestens seit „Six Feet Under“ wissen wir ja: „Gestorben wird immer.“ Und so wird es niemanden wundern, dass auch die Architektur von alters her Antworten auf vorletzte und letzte Fragen zu geben hatte. „Architektur und Tod“ ist sohin ein reichlich weitläufiges Feld, das die Kulturwissenschaftlerin Tanja Jankowiak für ihr Buch gleichen Namens auf fünf Kernbereiche einengt: Altenheim, Krankenhaus, Hospiz, Bestattungsunternehmen, Krematorium. „Wie die Gebäude, in denen Menschen heute in überwiegendem Maße sterben, gestaltet sind“, will sie zeigen. Und darüber hinaus: „inwiefern auf dem Gebiet der Architektur aktuelle Umgangsweisen mit Sterben, Trauer und Bestattung zum Tragen kommen, und was sich andererseits an der gebauten Architektur über den Umgang mit diesen Themen in unserer Gesellschaft zeigt“.

Entstanden ist daraus ein voluminöses Kompendium, das sich zwar in den fünf im Detail vorgestellten Beispielprojekten auf Berlin konzentriert, in den umfänglichen historischen Einführungen zu jedem der fünf Bereiche freilich weit über Spree und Havel hinausgreift. Ergebnis: wertvolle Einblicke in eine sonst eher vernachlässigte Materie.
[ Tanja Jankowiak: Architektur und Tod. Zum architektonischen Umgang mit Sterben, Tod und Trauer. Eine Kulturgeschichte. 434 S., geb., € 58 (Fink Verlag, Paderborn) ]

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