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Freies Terrain
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„Ganz wesentlich ist, das Grundstück und das Bauwerk in eine harmonische Einheit zusammenzuführen“, so Maria Auböck.

4. August 2003 - Matthias Osiecki
„Wir haben durchschnittlich Aufträge für etwa fünf bis acht Privatgärten pro Jahr. Oft sind es Gärten bei einem neugebauten Wohnhaus, aber auch die Gestaltung von Dachgärten, Terrassen sowie die Begrünung von Innenhöfen zählt dazu“, sagt die Wiener Garten-Architektin Maria Auböck.

Die Größenordnung der Gärten liegt im Raum Wien und Niederösterreich meist zwischen 800 bis 1500 Quadratmetern. „Die Gestaltungs-Richtungen reichen heute vom klassischen Selbstversorger-Garten, über asiatische Formen bis zum Öko-Garten. Natürlich hängt das immer vom Geschmack und von den Möglichkeiten des jeweiligen Auftragsgebers ab“, erklärt Auböck.


Prinzipielle Überlegungen

„Der Garten soll für die Menschen ein bewohn- und erlebbarer Teil Natur sein, daher verstehen wir ihn als eine Erweiterung des Wohnraumes. Bei unseren Projekten fließen die gebauten und die gewachsenen Teile ineinander. Das Leben soll sich womöglich im Erdgeschoß in einer durchgehenden Oberfläche abspielen“, erläutert Maria Auböck ihre Garten-Philosophie.

Als wesentliche Punkte, die bei der Garten-Gestaltung zu beachten sind, nennt die erfahrene Expertin u.a.: Ein Vorgarten sollte zumindest vier oder fünf Meter Tiefe haben, die Seitenabstände zum Nachbargrundstück sollten mindestens bei zweieinhalb bis drei Metern liegen und ein Wohngarten sollte mindestens 20 Quadratmeter haben.


Licht, Ausblicke, Wasser

„Das Licht ist ein wichtiger Punkt: Wo steht das Haus und wie sind die Tagesabläufe? Wann gibt es Morgen-, wann ein Spätabend-Licht? Wo kann man die Terrasse so anlegen, dass man am Nachmittag noch im Schatten sitzen oder den Sonnenuntergang genießen kann?“, gibt Auböck zu bedenken.

Ein weiterer wesentlicher Aspekt ist - so vorhanden - der Ausblick: „Wir befürworten grüne Zäune und Hecken und machen eben Ausschnitte, wo es einen Ausblick gibt“, meint Auböck. Ein weiterer wesentlicher Aspekt ist die Bewässerung.


Drei Garten-Beispiele

Im Folgenden erläutert Maria Auböck anhand von drei bereits ausgeführten Projekten die Möglichkeiten, einen Garten zu gestalten.


Einfamilienhaus in Perchtoldsdorf

„Bei diesem Projekt hatte der Architekt nur wenig räumliche Möglichkeiten. Daher war es unser Ziel, einen besonders schönen Zaun aus kanadischer Zeder zu errichten. Wir haben darauf Wert gelegt, dass der Ausgang vom Wohnzimmer in eine große Zedern-Terrasse am Schwimmbad mündet“, erläutert Maria Auböck zu diesem Perchtoldsdorfer Garten.

Bei diesem Garten-Projekt eines Geschäftsmannes wurde Auböck erst nach Errichtung des Hauses hinzugezogen. Durch Zukauf wurde das Grundstück von ursprünglich 750 Quadratmetern auf 1.000 vergrößert und um eine große Spielwiese ergänzt. Da der Besitzer eine Vorliebe fürs Asiatische hat, wurde eine große Bambusgruppe gesetzt und das Schwimmbad mit Magnolien akzentuiert. Abgeschlossen war das Projekt in etwa einem halben Jahr.


Hanglage in Klosterneuburg

Dieses Beispiel zeigt ein Haus mit Hanglage in Klosterneuburg mit einer Grundstücksgröße von etwa 950 Quadratmetern. In diesem Fall sollte ein Wohnhaus mit Garten für eine sehr beschäftigte Managerin eines Großkonzerns entstehen, das dicht an zwei Siedlungshäuser grenzt. „Daher haben wir auf beiden Seiten ganz dichte Sichtschutzhecken aus heimischen Wildgehölzen, u.a. Traubenkirsche, Feldahorn und Hainbuche gesetzt“, erkärt Auböck.

Die eigentliche „Wohnwiese“ hat hier ein Ausmaß von etwa 100 Quadratmetern. Auf dem Abhang des Grundstücks wurde ein Gemüsegarten mit Erdbeer-Beeten sowie Brombeer- und Ribiselhecken angelegt. Das Foto zeigt den Garten nach dem Rückschnitt, der alle zwei bis drei Jahre notwendig ist


Buddhistisches in Salmannsdorf

Manche Aufträge erstrecken sich über Jahre, wie dieses Beispiel eines einstigen Obstgartens in den Hügeln von Salmannsdorf zeigt: Ursprünglich war dies ein alter Obstgarten mit etwa 300 Obstbäumen. Nach ersten Rodungen entstand eine große Wiese am Hang, es blieben rund 170 Obstbäume.

Ursprünglich sollte Maria Auböck hier nur einen Zugang zum Haus gestalten - ihre Tätigkeit dehnte sich hier schließlich auf zwölf Jahre aus. Als der Besitzer zum Buddhismus übertrat, entstand ein ganz spezielles Projekt: „Aus einem Bombenkrater aus dem Zweiten Weltkrieg, den es hier gab, haben wir schließlich einen Teich in Form eines Yin-Yang-Symbols gestaltet. Weiters entstanden in dem alten Obstgarten drei Sitzplätze sowie ein Wasserlauf mit ewigem Kreislauf. Ich glaube, dass dies eines der schönsten Beispiele ist, wie man in einem alten Garten durch Implantate Lebensraum schaffen kann“, so Auböck.


Begeisterte Garten-Architektin

„Ich habe mich für diesen speziellen Bereich entschieden, weil ich während des Studiums gemerkt habe, dass man heute in der Architektur durchwegs mit Finanzierungs-Problemen konfrontiert ist. Im Garten bin ich frei und kann noch träumen“, erklärt Maria Auböck ihre Berufs-Entscheidung.

„Außerdem kann ich in diesem Bereich meinen Vorstellungen eines wohnungsorientierten Lebens nachgehen. Im Hochbau kann man heute nur noch unter enormen Zwängen von Gesetzen und Auflagen arbeiten. Da sind die Gärten noch ein freieres Terrain“, resümiert Maria Auböck.

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