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Hoffen auf mehr
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Erst mit der im Jahr 2000 in Kraft getretenen Gesetzesnovelle können historische Gärten in Österreich unter Denkmalschutz gestellt werden.

21. Juli 2003 - Matthias Osiecki
„Ihren Aufschwung hatte die Erforschung historischer Gärten erst nach dem Zweiten Weltkrieg und erreichte einen ersten Höhepunkt in den 80er Jahren. Das Bundesdenkmalamt konnte damals dieser Entwicklung nicht Rechnung tragen, weil es aufgrund einer oberstgerichtlichen Erkenntnis aus dem Jahr 1964 nicht mehr möglich war, historische Anlagen unter Denkmalschutz zu stellen. Allerdings haben wir insofern reagiert, als ein Referat für Gartendenkmalpflege geschaffen wurde“, erklärt Eva-Maria Höhle, Generalkonservatorin des Bundesdenkmalamtes.

„Erst mit der Gesetzesnovelle 1999 gelang es, eine Liste taxativ aufgezählter Gartenanlagen dem Gesetz anzuschließen, die nun zur Unterschutzstellung vorgesehen waren. Taxativ deshalb, weil es dazu einer Ausnahmebestimmung in der Verfassung bedurfte, also einer Durchbrechung des föderalistischen Prinzips“, so Höhle zum neuen Gesetz.


56 geschützte Garten-Anlagen

Vom Bundesdenkmalamt und von Vertretern der Bundesländer wurde daraufhin eine Liste schützenswerter Objekte erstellt, die derzeit österreichweit 56 Gärten umfasst.

„Wir hoffen natürlich auf eine grundsätzliche Regelung. Österreich ist hier Schlusslicht in Europa, denn international zählt es zur Binsenweisheit, dass historische Gartenanlagen architektonischen Objekten gleichzusetzen sind“, so Höhle.


Einheit von Architektur und Garten

„Nun sind Grundlagenforschungen im Gange, welche Objekte schützenswert sind. In ganz Österreich sind es Hunderte Gärten, die dafür in Frage kommen. Derzeit sind wir mit den 56 Anlagen beschäftigt. Für jedes dieser Objekte muss nun ein Parkpflegewerk erstellt werden, das nicht nur den Ist-, sondern auch den Soll-Zustand definiert“, so die Generalkonservatorin.

Die gesetzliche Unterschutzstellung bedeutet immer die Einheit von Architektur und Garten. So kamen im Vorjahr in Wien die Hofburg, der Burg- und Volksgarten, der Heldenplatz sowie die beiden Museen und der Maria-Theresien-Platz dazu.


Stadtpark-Sanierung

Eines der aktuellen Projekte ist die Sanierung des Wiener Stadtparks, der zur Zeit des Ringstraßen-Baus um 1860 entstanden ist.

Sein Erscheinungsbild hat seit dem Zweiten Weltkrieg einige Einbußen und Veränderungen erfahren. Nun sollen einstige Sichtachsen, historische Blumendekorationen, aber auch historische Bauelemente wiederhergestellt werden. Überdies werden falsche Bepflanzungen korrigiert und historische Gewächse saniert.


Schlosspark Schönbrunn

In den letzten Jahren wurden nun mehrere Projekte in ganz Österreich umgesetzt:

So konnten die Restaurierungsarbeiten im Schönbrunner Schlosspark an der Römischen Ruine und am Obelisken abgeschlossen sowie der „Kammergarten am Keller“ seitlich des Schlosses inzwischen rekonstruiert werden.


Schloss Laxenburg

Fortgeschritten sind die gartenarchitektonischen Arbeiten im Schloss Laxenburg. Hier wurde im Zuge der Sanierung der Franzensburg eine Neubepflanzung durchgeführt.


Schlosspark Eggenberg

Eines der steirischen Projekte befindet sich in Graz, der diesjährigen „Kulturhauptstadt“: der Park von Schloss Eggenberg, eine weitläufige Anlage aus der Zeit der Romantik, die mit ihrem wertvollen Baumbestand zu den kostbarsten Gartendenkmälern des Landes zählt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Übergang der Anlage in öffentlichen Besitz blieb der Garten zwar in seiner Grundstruktur erhalten, ein Großteil der Staffagen und pflegeaufwändigen Bereiche ging jedoch verloren. Vor einem Jahrzehnt schien der Fortbestand des Gartens als Kulturdenkmal ernsthaft gefährdet.


Durchgeführte Maßnahmen

Im Auftrag des Landesmuseums Joanneum und des Bundesdenkmalamtes wurde schließlich von Garten-Expertin Maria Auböck ein Parkpflegewerk als Grundlage für zukünftige Sanierungsschritte erstellt. Seit dem Jahr 2000 sind nun erste Umsetzungen erfolgt:

Umfangreiche Maßnahmen zur Sanierung und Ergänzung der Gehölzgruppen, Freistellen wichtiger Sichtachsen, Rekonstruktion fehlender Sträucher sowie des ursprünglichen Wassergartens wurden bisher durchgeführt.


Aufwändiger „Extragarten“

Das bisher aufwändigste Projekt ist die Neugestaltung des ehemaligen „Extragartens“ in der Nordecke des Areals: Einst barocker Küchengarten, im Biedermeier glanzvolle Schauanlage der Herbersteinschen Handelsgärtnerei, wurde er im 20. Jahrhundert vollkommen zerstört.

Garten-Architektin Helga Tornquist hat hier im Vorjahr eine neue Anlage auf der zugrunde liegenden allegorischen Programmatik des Schlosses geschaffen. Im kommenden Frühling wird der Eggenberger „Planetengarten“ eröffnet.


„Rosenhügel“ und „Herrschaftsgartel“

Zu den zukünftigen Eggenberger Projekten zählen die Restaurierung des ehemaligen „Rosenhügels“ und des „Herrschaftsgartels“, einem aufwändigen Blumengarten an der Rückseite des Schlosses, deren Fertigstellung in den nächsten beiden Jahren geplant ist.

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