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Über die intelligente und zukunftsfähige Stadt sprechen
Der Standard

Ein Experten-Arbeitskreis beschäftigte sich im Rahmen der Alpbacher Technologiegespräche mit dem Thema Smart City. Diskutiert wurden Faktoren wie Klimawandel und Verknappung der Ressourcen, die eine Neuplanung der Städte notwendig machen werden.

29. August 2012 - Verena Langegger
Die Weltbevölkerung nimmt zu, die Städte wachsen. Pavel Kabat, Direktor des Instituts für angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg, umreißt am Beginn des Arbeitskreises „Smart City - der Mensch im Mittelpunkt“ bei den Technologiegesprächen in Alpbach die größten Herausforderungen für die Menschheit: 2050 werde es weltweit rund 150 Megacitys, also Städte, die mehr als zehn Millionen Einwohner haben, geben.

„Allein in China werden bis dahin schätzungsweise 300 Millionen Menschen in die Städte übersiedeln“, ergänzt Klaus Rohland, Länderdirektor der Weltbank für China, Korea und den Pazifischen Raum: Jedes Jahr werde also eine Stadt in der Größe von Schanghai oder Peking entstehen müssen, um diese künftige Landflucht aufzufangen.

Rio ist nicht Amsterdam

Auch der Klimawandel und die Verknappung natürlicher Ressourcen, vor allem nicht erneuerbarer Energieträger, bereiten den Experten Kopfzerbrechen. Diese Faktoren werden auch die Infrastruktur künftiger Städte, in denen bisher bereits die Hälfte aller Menschen lebten und Energie verbrauchten, stark beeinflussen. Städteplaner könnten allerdings nicht jedes Modell auf jede Stadt anwenden. Denn etwa der Trend zum Radfahren, der in Amsterdam funktioniere, klappe in Rio de Janeiro nicht, erklärt Kabat. Dazu sei beispielsweise Rio, im Gegensatz zu Amsterdam, zu weitläufig. Durch die Veränderung des Weltklimas mit heftigeren Wetterphänomenen wird eine Zunahme von Überschwemmungen erwartet. Besonders betroffen seien Küstenstädte wie New York oder Tokio. So soll etwa Jakarta laut Modellen drei- bis viermal pro Jahr unter Wasser stehen. „Es wird teilweise sicher leichter sein, Städte neu zu bauen, als alte Städte zukunftsfit zu machen“, resümiert Kabat.

Lebensqualität sichern

Smarte Technologien und Konzepte sollen Antworten auf diese Zukunftsfragen liefern, indem sie intelligente und systemische Lösungsansätze mit dem Anspruch nachhaltiger Wirtschaft verknüpfen, sind sich die Experten in Alpbach einig. Als Smart City wird die intelligente und zukunftsfähige Stadt bezeichnet. Sie steht für den Aufbruch in ein neues Energie-, Mobilitäts- und Wirtschaftssystem, das die Lebensqualität ihrer Bewohner langfristig sicherstellen soll.

Gerade das Erreichen der „20-20-20“-Ziele der Europäischen Kommission sei nur durch klare Strategien in Forschung und Entwicklung erreichbar, sagt Brigitte Bach, Leiterin der Abteilung Energie am Austrian Institute of Technology (AIT). 2008 hatte sich die EU auf eine Richtlinie für Klimaschutz und Energie geeinigt. Die ambitionierte Zielvorgabe damals lautete 20 Prozent weniger Treibhausgasemissionen als 2005, 20 Prozent Anteil an erneuerbaren Energien und 20 Prozent mehr Energieeffizienz. Dazu gehöre auch die Smart Cities Initiative. Sie soll die Energieeffizienz, den Einsatz erneuerbarer Energien und intelligentes Energiemanagement in Städten vorantreiben.

Langfristig sollten damit die Ziele der europäischen „Energy Roadmap 2050“ erreicht werden. Diese sieht bis 2050 eine Reduktion der CO2-Emissionen um 80 Prozent vor. Nur durch radikale Innovationen sei dies möglich, sagt Bach: Eine „verschränkte Betrachtungsweise“ sei nötig, da es „intelligente und ganzheitliche Lösungen für Gebäude, Netze und Energieversorgung“ brauche. Für sie basiert das Konzept einer Smart City vor allem auf innovativem Design und intelligentem Betrieb des städtischen Energiesystems. Dazu komme die Integration von Mobilität, öffentlichem Verkehr und modernen Kommunikationstechnologien. Am Beginn der Planungen stehe aber eine gemeinsame Vision 50 plus. Diese müsse als Basis für detaillierte Aktionspläne für Forschung und Implementierung dienen.

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