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Flachdach kontra Walmdach
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Die Österreichische Gesellschaft für Architektur (ÖGFA) lud zur zeitgeschichtlichen Siedlungstour durch den Südwesten von Wien.

27. Mai 2003 - Elke Krasny
Konnte Anfang der dreißiger Jahre noch der Kanon der internationalen Moderne zum Einsatz kommen, wie Flachdächer oder Sonnenbäder bei der von Siegfried C. Drach entworfenen Malfattisiedlung aus dem Jahr 1932, so setzte zwei Jahre später der Ständestaat bereits auf Walmdächer und vom Mittelalter inspirierte Hauszeichen und Heiligendarstellungen.


Wüstenrots Siegeszug

Unter dem Motto, dass Menschen, die mit dem Hausbauen beschäftigt sind, keine Revolution anzetteln, wurde im Ständestaat das Bausparen propagiert. Und das in der Nähe von Stuttgart in der Ortschaft Wüstenrot gegründete Bausparen hatte zumindest im Westen von Österreich durchaus Monopolstellung: Häuser kaufte man bei Wüstenrot, so die landläufige Meinung. Aber auch in Wien ließ Wüstenrot Siedlungen errichten, wie beispielsweise die Wüstenrotsiedlung in der Bierhäuselberggasse.


Das nationale Mauerwerk

Beeinflusst vom italienischen Faschismus setzte der österreichische Ständestaat auf Massivbauweise. Beim Wettbewerb für die Wüstenrotsiedlung wurden durchaus auch Holzhäuser eingereicht, jedoch alle abgelehnt. Der damalige Prokurist der Wüstenrot Bausparkasse erteilte „jüdisch angekränkelten Wohnwürfeln mit Flachdächern“ eine Absage und setzte auf die „gediegene Ausführung“.


Starkes Vorbild

Ganz bewusst sollten Alternativen zu den Bauten des Roten Wien geschaffen werden. Was jedoch in der Formensprache nicht immer zum Ausdruck kommt. So sah der 1935 gebaute Engelbert-Dollfuß-Hof, der vom Unterstützungsinstitut der Bundessicherheitswache in Wien errichtet wurde und in den nach wie vor eine Polizeistation integriert ist, nicht anders aus als sonstige Wiener Gemeindebauten.

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