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Josef Frank: Architektur als Symbol
Der Standard

Der Architekt Josef Frank beschäftigte sich schon früh mit dem sozialen Wohnbau. „Schriften / Writings“ versammelt seine Essays

27. November 2012 - Gregor Auenhammer
Der soziale Gedanke, die gesellschaftliche Komponente, der philosophische Aspekt war dem Architekten Josef Frank (1885-1967) zeit seines Lebens Antriebsfeder, Fundament und dezidiert prononcierter Fokus, war die Maxime seines Handelns. Schon früh beschäftigte er sich mit dem sozialen Wohnbau und der Errichtung von Arbeitersiedlungen. Entgegen dem Gros der Architekten der Zwischenkriegszeit vertrat er prioritär einen leistbaren Siedlungsgedanken - im Gegensatz zur rein utilitaristischen Wohnraumschaffung. Mit seinem Aufsatz „Der Volkswohnpalast. Eine Rede anlässlich der Grundsteinlegung, die nicht gehalten wurde“ polemisierte Frank brillant, de facto aber erfolglos gegen die von Hubert Gessner und anderen Schülern Otto Wagners vertretene Linie repräsentativer kommunaler Großbauten. Er verzichtete auf jegliches Fassadendekor und bevorzugte klare, funktionale Formen.

„Da sich im Lauf eines Lebens eine Menge von Anschauungen, Erfahrungen und Gegenständen ansammeln, so muss die Wohnung die Möglichkeit bieten, diese alle aufzunehmen, weshalb jede Einheitlichkeit und jede Farbenharmonie und jeder Stil, selbst der moderne, zu vermeiden sind. Die Wohnung ist auch kein Kunstwerk, deshalb hat sie nicht die Verpflichtung, aufregend zu wirken, was das Gegenteil ihres Zwecks wäre. (...) Die Auswahl der notwendigen Gegenstände ist nicht Sache des Architekten, sondern des Bewohners, der, um sich eine behagliche Wohnung zu schaffen, nichts verwenden wird, wozu er nicht eine persönliche Beziehung hat. Ob diese Gegenstände dann alt oder neu sind, ist vollkommen gleichgültig“, deklamierte er 1928 in einem Essay.

Die von ihm wesentlich mitgetragene Wiener Moderne wurde international zu einem Begriff. Vor seiner Emigration nach Schweden 1933 war er maßgeblich für die Errichtung der Wiener Werkbundsiedlung verantwortlich. Tano Bojankin, Christopher Long und Iris Meder publizieren erstmals - in einer zweisprachigen Ausgabe - die theoretisch-philosophisch-gesellschaftspolitischen Schriften Franks in einer kritischen, kommentierten Gesamtausgabe.

Franks kritisch-polemische Texte, die die Entwicklung der Architektur in Österreich begleiteten, umfassen die Themen Architektur, Wohnen und Stadtplanung. Frank war bis zuletzt bemüht, die Bedeutungsebenen der Moderne offenzulegen und etwas von der Freiheit zurückzufordern, die sie durch ihre Dogmatisierung verloren hatte.

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