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Die Arbeit am Gesamtkunstwerk
Die Arbeit am Gesamtkunstwerk © azw
Die Arbeit am Gesamtkunstwerk © azw
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Vom Speise-Service bis zum Gebäude spannt sich das Werk Oswald Haerdtls. Jetzt in einer Ausstellung im Wiener Ringturm.

2. Juni 2000 - Joseph Schimmer
Genießer sind mit seinen Arbeiten wohl vertraut. Das Café Imperial und das Café Prückel, beide an der Wiener Ringstraße, die Confiserie Altmann & Kühne am Graben, der Volksgartenpavillon in Blickweite der Hofburg, oder das Arabia Espresso am Wiener Kohlmarkt - sie alle sind Entwürfe des Architekten und Designers Oswald Haerdtl.


Nüchterne Sprache

Der langjährige Mitarbeiter Joseph Hoffmanns hat im Nachkriegs- Österreich einen nüchtern Tonfall angeschlagen und der modernistischen Geschäftigkeit eine adäquate Formensprache entgegengesetzt. Sein Messepavillon der Firma Felten & Guilleaume ist eine der Ikonen des Wiederaufbaus. Das mittlerweile abgetragene Gebäude zählt neben dem ehemaligen Schalterlokal der Pan Am in der Wiener Kärtner Straße, den großen Cafés und dem Historischen Museum der Stadt Wien zu den Hauptwerken Haerdtls.


Alles aus einer Hand

Von seinem früheren Partner, Hoffmann, hat der umtriebige Entwerfer nicht nur die klare Formensprache übernommen, sondern auch dessen umfassenden Gestaltungsanspruch. Haerdtl widmete sich mit der gleichen Intensität sowohl seinen Bauaufgaben, wie auch dem Design von Einrichtungs- und Gebrauchsgegenständen. Der Bogen seiner Werke spannt sich vom Gebäude, seinen Möbeln (samt den dazugehörigen Bezugsstoffen), Lampen und Spiegeln bis hin zum Besteck und Glasservice.

Darüber hinaus umfasst sein Werk auch Gebrauchsgrafik und Industrial Design.


Mittler zwischen den Zeiten

Bereits seine Entwürfe der Zwischenkriegszeit, wie die Österreich-Pavillons auf den Expos in Brüssel (1935) und Paris (1937) sprachen jene klare Sprache, die für seine Entwürfe nach dem Krieg so bezeichnend waren. Sein Werk steht für eine Kontinuität der Moderne über den Zweiten Weltkrieg hinaus.

Während der Herrschaft der Nationalsozialisten war Haerdtl nach Ableistung eines kurzen Wehrdienstes ebenfalls als Architekt tätig und hatte außerdem eine Professorenstelle an der Wiener Kunstgewerbeschule inne. Er versuchte sowohl zu den Machthabern Distanz zu wahren als auch seiner Formensprache treu zu bleiben.


Umfassende Dokumentation

Die Ausstellung im Rahmen der Reihe Architektur im Ringturm versucht mit zahlreichen Originalen aus dem Nachlass und bisher nicht publizierten Dokumenten einen Einblick in das Schaffen Oswald Haerdtls zu geben. Unterstützt werden die BesucherInnen dabei von einer digitalen Bilddatenbank, die rund 2.000 Elemente umfasst. Für Hardware-Fanatiker gibt es ein Katalogbuch von Adolph Stiller (Anton Pustet Verlag, 1999).

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