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Kunst erklettern über den Dächern der Stadt
Oberösterreichische Nachrichten

Ein Kunstparcours mit Blick über Linz - Höhenrausch 2014

27. Juni 2014 - Hannah Winkelbauer
Im Museum heißt es oft „Kunstwerke nicht berühren“, beim Höhenrausch gilt das Gegenteil: Interaktion mit Kunstwerken ist erwünscht. Zum vierten Mal bietet der Höhenrausch im OÖ Kulturquartier ab heute die Möglichkeit, auf das OK-Dach zu steigen und Kunst körperlich zu erleben. Unter dem Titel „Bewegte Räume“ dreht sich heuer alles um Raumerlebnisse mit und durch Kunst.
Kunstwerke „benutzen“

„Besucher sollen Kunstwerke benutzen, beobachten und begehen können“, sagt OK-Direktor Martin Sturm. Ganz diesem Motto entsprechend kann man vom Erdgeschoß des OK über eine Installation aus Netzen hinauf in den zweiten Stock klettern. Dazwischen gibt es aber auch Kunstwerke mit reinem „Betrachtungscharakter“. Die Arbeiten von Christine Bauer und Herbert Egger (die OÖNachrichten haben vorab bereits über die Werke berichtet) sowie von Hubert Lobnig beschäftigen sich mit Heimat und Wohnraum.

Im zweiten Stock empfängt die Besucher ein Raum voller „atmender Plastiksackerl“ des deutschen Künstlers Nils Völker. Programmierte Gebläse füllen an der Wand montierte Sackerl mit Luft und leeren sie wieder in regelmäßigen Abständen: Der Raum scheint zu atmen, zu leben. Am Weg aufs Dach gelangt man zu den Videos der Briten John Wood und Paul Harrison, die in leeren oder karg möblierten Räumen slapstickartig banale und absurde Tätigkeiten ausführen.
Riesenbillard im „open space“

Am Dach angekommen, geht es weiter zum eigentlichen Höhepunkt des diesjährigen Höhenrauschs. Der neu gebaute „voestalpine open space“, eine Stahlkonstruktion 25 Meter über dem Boden, ist Ausstellungs- und Veranstaltungsraum. Tagsüber ist der „open space“ begehbarer Kunstraum, abends findet hier das Sommerkino des Moviemento statt. Die Höhenrausch-Besucher können hier das nächste Kunstwerk erklettern: Das an einen Boxring erinnernde Riesenbillard der Architekten- und Künstlergruppe „Haus-Rucker-Co“ von 1970 wurde am „open space“ neu aufgebaut. Besucher können in den „Ring“ steigen und die riesigen, mit Luft gefüllten Plastikbälle bewegen. Das Panorama der Stadt bietet eine prächtige Kulisse für dieses Spiel in luftigen Höhen. Laurids Ortner, Gründungsmitglied der „Haus-Rucker-Co“ sagte im Gespräch mit den OÖN über den Höhenrausch: „So etwas gibt es auf der ganzen Welt nicht. Man hat einen Ausblick über die Stadt, kann herumgehen und die Kunstwerke anschauen und benutzen. Da können sich andere Städte etwas abschauen.“
Niederschwelliges Kunsterlebnis

Den zugänglichen Ansatz des Projektes betonte auch Landeshauptmann Josef Pühringer bei der Pressekonferenz am Donnerstag. Der Höhenrausch ermögliche Begegnungen mit Kunst auf nicht alltägliche Weise. Pühringer lobte die Internationalität der ausgestellten Arbeiten bei gleichzeitiger starker Miteinbeziehung lokaler Künstler. Von 26 Projekten haben zehn einen Oberösterreich-Bezug. Die Kunstuni Linz ist mit einem Projekt der Studienrichtung Architektur mit dem Titel „Superlinz!“ vertreten.

Auf dem OK-Mediendeck, auf das man vom „open space“ herabsteigend gelangt, stehen überdimensionale Schaukeln der amerikanischen Künstlergruppe Dash 7. Von einem Querbalken „regnet“ es Wasser. Der Regen stoppt immer dann, wenn sich Schaukelnde darunter befinden. Die Künstler wollten ein spezielles Erlebnis über den Dächern kreieren, das Erwachsene an die Kindheit erinnere, sagten sie. Reine „Betrachtungskunst“ fände sie hier auf dem Dach unpassend, sagte Kuratorin Genoveva Rückert, denn: „Die Kunstwerke verlieren hier gegen die Aussicht.“ Daher habe sie sich für erlebbare Arbeiten entschieden.

Vorbei an weiteren Kunstwerken geht es zurück in die Innenräume des OK. Installationen und Videos behandeln einmal mehr die titelgebenden „Bewegten Räume“.

Der diesjährige Höhenrausch bietet Raumerlebnisse in vielerlei Hinsicht. Experimentierfreudige können sich auf Kunstwerke im Innen- und Außenraum körperlich einlassen, aber auch für klassische Kunstbetrachtung bleibt genügend Platz.
[ Höhenrausch 2014: Von 27. Juni bis 19. Oktober ]

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Für den Beitrag verantwortlich: Oberösterreichische Nachrichten

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