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Rahmenplanung Yppenplatz und Markt
zolltexte

Seit fast fünfzehn Jahren beschäftigen sich BürgerInnen und PolitikerInnen, befassen sich Beamte und PlanerInnen mit einer Aufwertung des Yppenplatzes und des Yppenmarktes

20. Dezember 1997 - Wolfgang Pfefferkorn
Seit fast fünfzehn Jahren beschäftigen sich BürgerInnen und PolitikerInnen, befassen sich Beamte und PlanerInnen mit einer Aufwertung des Yppenplatzes und des Yppenmarktes (Zolltexte berichtete in der Ausgabe 3/1995). Es gibt eine Fülle von Analysen, Vorschlägen, Projekten und Ideen, die alle eine Gemeinsamkeit aufweisen: sie wurden nicht umgesetzt.

Dies soll sich nun gravierend ändern. Der steigende Problemdruck und die vielen Projektvorschläge haben einerseits eine hohe Erwartungshaltung, andererseits aber auch ein gewisses Maß an Resignation hervorgebracht: Viele Betroffene glauben mittlerweile, daß nur mehr geplant wird und ohnehin nichts geschieht.

Neue Dynamik durch das „URBAN“-Programm

In dieser Situation entstand durch das EU-Programm URBAN WIEN-GÜRTEL PLUS, das eine Aufwertung des Westgürtelbereichs und des westlich anschließenden dichtbebauten Stadtgebiets zum Thema hat und eine Mitfinanzierung seitens der Europäischen Union erhält, ein neuer Schwung. Dies nicht zuletzt, weil die bereitgestellten Mittel bis zum Jahr 1999 ausgeschöpft werden müssen. Der Rahmenplan Yppenplatz&Markt ist Teil dieses EU-Programmes.
Es war naheliegend, aus den bisherigen negativen Erfahrungen zu lernen und einen grundlegend anderen Planungsansatz zu wagen: Im Rahmen eines kooperativen Planungsverfahrens, in das alle maßgebenden Betroffenen bzw. deren VertreterInnen eingebunden sind, soll ein tragfähiger Konsens in Form eines Rahmenplanes entwickelt werden. Dieses Verfahren hat im März 1997 begonnen und wird im Jänner 1998 abgeschlossen.

Zielsetzungen

Für die Neuordnung und Umgestaltung von Yppenplatz&Markt wurden folgende zentrale Zielvorstellungen formuliert und innerhalb des Planungsverfahrens einhellig bekräftigt:

- Mehr Freiraum: Ein Nutzungs- und Freiraumkonzept für die Abstimmung der vielen Nutzungsansprüche der BewohnerInnen
- Aufwertung des Marktes: Neue Perspektiven für den Groß- und Detailmarkt
- Kultur und Soziales: Die Suche nach einer Heimstätte bzw. einem Identifikationsort für die vorhandenen kulturellen und sozialen Aktivitäten und Initiativen.
Insgesamt sollte ein stufenweise realisierbares Konzept entwickelt werden, das zu einer umfassenden und nachhaltigen Aufwertung von Yppenplatz&Markt führt – mit Augenmaß für das Machbare und Rücksicht auf gewachsene Strukturen und Qualitäten.
Beteiligungsverfahren

Im Mai 1997 wurden fünf BürgervertreterInnen und fünf VertreterInnen der am Yppenplatz tätigen Wirtschaftstreibenden in das Planungsverfahren delegiert. Gemeinsam mit der federführenden Magistratsabteilung 21 A, VertreterInnen betroffener Dienststellen, politischer Parteien und Interessensgruppen, lokaler Initiativen sowie der Projektleitung bilden sie den „Arbeitskreis“. Dieses Gremium, quasi das Parlament des Beteiligungsprozesses, vereinbarte die Regeln für das weitere Verfahren im Rahmen einer Geschäftsordnung und traf sich etwa einmal im Monat.

Arbeitsschritte

Zunächst ging es vor allem um die Suche nach neuen Handlungsmöglichkeiten, nach neuen Spielräumen und Alternativen am Yppenplatz. Dazu wurden Aufgrund der großen TeilnehmerInnenzahl (ca. 35 Personen) drei Arbeitsgruppen eingerichtet, die sich mit folgenden Themenbereichen näher beschäftigten:

- Markt
- Park/Freiraum
- Verkehr

Ergebnisse

Von Juni bis September wurde in Arbeitsgruppen unter Beiziehung externer ExpertInnen intensiv an Vorschlägen für die Umgestaltung von Platz und Markt gearbeitet. Als Ergebnis der Beratungen in den Arbeitsgruppen lagen im Herbst Vorschläge für folgende konkrete Maßnahmen vor, die dann vom gesamten Arbeitskreis diskutiert, bewertet und zu einem Leitbild zusammengefaßt wurden:

Marktbereich

- Der Großmarkt soll als offener Markt weiterhin bestehen bleiben
- Die neue Zonierung des Marktareals sieht wie folgt aus: außen Detailmarkt, innen Großmarkt
- Durch eine kompaktere Anordnung des Marktes können zusätzliche Flächen für einen Müllstandort sowie für eine Freifläche im Nordosten des Yppenplatzes (die sog. „Piazza“) gewonnen werden.
- Für die Müllentsorgung soll eine bauliche Lösung im Großmarktareal gefunden werden.
- Die „Platzwände“ bzw. Zeilenstände im Süden und Norden des Parks sollen erhalten bleiben, damit ist auch die erwünschte Belebung des Marktes am ganzen Platz verbunden.
- Der Bauernmarkt soll von der Weyprechtgasse verstärkt „auf den Platz geholt“ werden.
- Die Zusammenarbeit unter den Wirtschaftstreibenden soll sich verbessern. Zu diesem Zweck wird ein Marktverein gegründet.

Park, Freiraum

- Der Park soll nach Westen erweitert werden.
- Es soll eine attraktive Verbindung zum Huberpark geschaffen werden
- Die neue „Piazza“ im Nordosten soll als großzügige Aufenthaltsfläche gestaltet werden.
- Aufgrund der Vielfalt der Nutzungsansprüche und des begrenzten Flächenangebots sollen die einzelnen Freiräume unterschiedliche Funktionsschwerpunkte erhalten.
- Die „Platzwände“ bzw. Zeilenstände im Süden und Norden sollen in den Park integriert werden.
- Der öffentliche Raum soll schrittweise fußgängerfreundlich umgestaltet werden.
Eine sozialorientierte Nutzung des Bunkers unter dem Yppenplatz wird – als zukünftige Option außerhalb dieses Verfahrens – angestrebt.

Verkehr

- Eine Tiefgarage am Yppenplatz wird einhellig abgelehnt.
- Eine generelle Verkehrsberuhigung wird angestrebt.
- An Markttagen (Fr/Sa) sollen vermehrt Kurzparkzonen geschaffen werden.
- In der Weyprechtgasse sollen durch eine verstärkte Verlagerung des Bauernmarktes auf den Yppenplatz Stellplätze gewonnen werden.

Prioritätenreihung,
Umsetzungskonzept

Diese breite Ergebnispalette wurde im nächsten Schritt einer Prioritätenreihung unterzogen. Augrund des enormen Zeitdrucks für die Nutzung der EU-Fördermittel stand dabei die Erarbeitung eines straffen Umsetzungskonzeptes im Vordergrund.
Aufbauend auf den Ergebnissen des Rahmenplans soll in den einzelnen Bereichen umgehend mit der Detailplanung begonnen werden.

Kosten

Der Kostenrahmen für die oben genannte Maßnahmenpalette liegt in Summe bei ca. öS 47 Mio. (incl. Planung und Unvorhergesehenes). Davon entfallen auf die öffentliche Hand in etwa öS 31 Mio. Der Anteil der EU-Förderung beträgt in etwa öS 5 Mio. Die privaten Investitionen (v.a. der MarktbetreiberInnen) belaufen sich auf ca. öS 16 Mio.

Resümee und Ausblick

Der partizipative Ansatz der Rahmenplanung Yppenplatz&Markt hat sich bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt voll und ganz bewährt. Die Vielfalt der Sichtweisen und die intensive Auseinandersetzung mit den einzelnen Problembereichen haben zu einem Ergebnis geführt, das auf einem breiten Einverständnis aller Beteiligten beruht. Besonders hervorzuheben ist dabei das große Engagement aller TeilnehmerInnen und die tolerante Diskussionskultur, die letztendlich ein sehr konsensorientiertes Vorgehen ermöglichte.
Mit der vorliegenden Rahmenplanung ist eine wesentliche Grundlage für die kurzfristige Umsetzung der vorgesehenen Maßnahmen geschaffen worden. Bleibt zu hoffen, daß die nun folgenden Schritte der Detailplanung und baulichen Realisierung ebenso erfolgreich abgewickelt weden können.

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